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Amerika
Für Menschen, die Hotels mögen
Hotelbericht

Lech am Arlberg, Hotel Kristiania Lech

Einmal rund um die Welt

Lech steht für Luxus, oft sogar für Dekadenz – aber kann auch ganz anders überraschen.

Denn wer einen idyllischen Rückzugsort fern vom alpenländischen Chic sucht, sollte unbedingt im Kristiania auf Entdeckungsreise gehen. Schon ein Kurztrip durch dieses Haus ist so inspirierend wie eine kleine Weltreise.

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Internationales Publikum

Die erste fiktive Station ist Oslo, denn benannt wurde das Hotel Kristiania nach dem früheren Namen der norwegischen Hauptstadt. Hier hatte Othmar Schneider, der Vater der heutigen Inhaberin Gertrud Schneider, 1952 die erste Goldmedaille im alpinen Skilauf für Österreich gewonnen. Ursprünglich als Privathaus gedacht, wurde das Kristiania schnell zur Anlaufstelle internationaler Gäste und Freunde – und in diesem Sinne führt auch Tochter Gertrud Schneider das Haus als lebendige Begegnungsstätte.


Gleich zur Ankunft begrüßt uns das Team wie selbstverständlich auf Englisch – nicht nur die Gäste, sondern auch ein Großteil des Personals kommt aus unterschiedlichen Nationen.

Einzigartige Terrasse zum Entspannen

Der formale Check-in kann warten. Zuerst werden wir zum Welcome-Drink auf die Terrasse eingeladen, um uns dort in den letzten Sonnenstrahlen des Nachmittags auf den Holzliegen unter dicken Daunendecken von der Fahrt und der Arbeitswoche zu erholen. Der Alltag? In Sekunden abgeschüttelt. Stattdessen fühlt man sich fast wie auf dem Zauberberg in Davos.


Die Terrasse ist für mich das Herzstück des Hotels: mit so viel Liebe zum Detail dekoriert, dass selbst die alten Pflastersteine neuen Charme verbreiten. Die Liegen geben den unverbauten Blick auf die Rote Wand frei, den zweithöchsten Berg im Lechquellgebirge. Unser Spritz steht farblich abgestimmt auf bunten, aus alten Skiern gefertigten Stehtischchen des Innsbrucker Künstlers David Moises. Die weinroten Sonnenschirme kommen von italienischen Stränden und stimmen sich famos mit den Markisen ab. Wer seinen Blick schweifen lässt, entdeckt überall liebevolle Arrangements: Vogelhäuschen, Schlitten, Bildbände – sogar einen Barwagen mit Bechern der Silbermanufaktur Robbe & Berking aus meiner Heimat Flensburg.

Moderne Kunst und ausgesuchte Designobjekte soweit das Auge reicht

Wer noch einen Abstecher nach Wien machen will, geht ein paar Meter weiter in die ehemalige Garage, die inzwischen zur kleinen Galerie für zeitgenössische Wiener Künstler umfunktioniert wurde.


Auch im Haupthaus treffen wir auf unterschiedliche künstlerische Exponate. Schon auf dem kurzen Weg durch den Barbereich zur Rezeption bleiben wir hängen – an jeder Wand Bilder, Skulpturen und im Foyer ein riesiges Mobile – wir fühlen uns wie auf einer Vernissage. Sogar der Zimmerschlüssel besticht mit einem schweren, silbernen Anhänger eines Salzburger Juweliers. Die niedrigen Flure zu den Zimmern sind charmant gestaltet mit dicken Kissen auf dem Boden, Kerzen-Lampen auf Kommoden und Teppichen wie in einem marokkanischen Riad.

Eclectic style

Alle Zimmer sind individuell mit ausgesuchten Möbeln aus aller Welt eingerichtet. Das Interieur unserer Suite „Turandot“ könnte man als „eclectic style“ beschreiben: Passend zur Puccini-Oper steht ein chinesischer roter Schrank vor einer petrolfarben gestrichenen Wand, ein goldener Buddha verströmt Fröhlichkeit, Korallenmuster zieren Kissen und Vorhänge und ein Bild von Hundertwasser rundet das vielschichtige Ensemble ab.


Auch für Lesestoff ist gesorgt: Auf dem Nachttisch am Bett finden wir einen coolen Reiseführer, einen anspruchsvollen Roman sowie einen Bildband mit beeindruckenden Fotos. Aber noch wollen wir nicht verweilen, es gibt so viel zu entdecken!

Urige Fondue-Stube und Spa mit 60s-Flair

Vor dem Essen zieht es uns ins Untergeschoss und damit in die Vergangenheit: An den Wänden im rustikalen Kaminzimmer hängen alte Schwarzweiß-Fotos von Othmar Schneider – auf langen Latten beim Abfahrtsrennen sowie elegant beschwingt beim Skiballett. In diesem urigen Kellerraum wird Fondue für bis zu 20 Personen serviert (für kleine Gruppen eine ideale Location!). Perfekt nach einem Tag im weitläufigen Skigebiet, der über die Skiroute 73 direkt vor dem Haus Kristiania endet. Wer danach kurz in die Sauna möchte (die auch exklusiv gemietet werden kann), begibt sich auf eine Zeitreise in die 60er Jahre, denn das kleine Spa im Keller ist noch original braun-orange gekachelt. Nur die dezent leuchtende Installation „Youth“ aus leeren Botox-Ampullen der griechischen Künstlerin Beggie Khalifa schließt augenzwinkernd den Bogen ins Hier und Jetzt.

Kulinarische Genüsse und beeindruckende Weinkarte

Das dreigeteilte Restaurant im Erdgeschoss bietet durch den angenehmen Abstand der Tische ausreichend Privatsphäre für persönliche Gespräche. Durch die große Fensterfront blicken wir auf das abendliche Lech und auf unseren Tellern erwarten uns wieder wahre Kunstwerke. Der raffiniert arrangierte Gruß aus der Küche wird auf durchlöchertem Porzellan kredenzt und macht Lust auf mehr. In der Speisekarte finden sich neben Klassikern wie Wiener Schnitzel und karamellisiertem Kaiserschmarrn auch täglich wechselnde, ausgefallene Kreationen, die die Handschrift des Küchenchefs tragen.


Die award-gekürte Sommelière Sabine ist seit 17 Jahren im Haus und berät mit viel Kenntnis und Freude. Die Weinkarte ist beeindruckend und gleicht vom Umfang einem gebundenen Familien-Fotoalbum: 21 Seiten mit exquisiten Tropfen. Wir vertrauen der Empfehlung für den österreichischen Cuvée „Simply wow“ – und der Wein hält, was er verspricht. Dazu starten wir mit roter Bete zu Lech-Saibling sowie Bärlauch-Suppe mit Lachs-Nocken, zum Hauptgang Steinbutt und Hummer mit einem köstlichen Raviolo und zum butterzarten Tafelspitz wird selbstredend das entsprechende Messer gereicht. Krönender Abschluss aber ist das Mango-Pavlova-Dessert, dessen Baiser aussieht, als lägen abgebrochene Eisschollen übereinander, darunter verborgen ein exzellentes Mango-Sorbet, alles verziert mit Blattgold.

Zurück in unserem Zimmer begrüßt uns der Buddha und wir wissen, dass wir wiederkommen werden.


Bei meinem Besuch habe ich mit Gertrud Schneider über Geschmack und Vorlieben, Inspirationen und ihre Leidenschaft für Kunst gesprochen. Lesen Sie mehr dazu im Interview »

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