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Für Menschen, die Hotels mögen
Hotelbericht

Wien, Hotel Altstadt Vienna

Bewohnbare Galerie mit wechselnder Ausstellung

Eine Reise nach Wien ist für mich immer eine Reise in die Vergangenheit. In kaum einer Stadt lassen sich die verschiedenen Epochen auch architektonisch so lebendig nebeneinander betrachten. Hier werden viele Traditionen noch gepflegt, ohne kitschig und touristisch zu wirken.

Mein Hotel, das Altstadt Vienna, liegt in einem besonderen Viertel im Zentrum von Wien: Das sogenannte Boboville am Spittelberg. Der Begriff „Bobo“ setzt sich aus Bourgeois Bohemian zusammen und ist seit einigen Jahren das, was Berlin Mitte einmal war. Hier fühlen sich die jungen Kreativen am wohlsten.

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Es gibt zahlreiche Szene-Lokale und Jungdesignerboutiquen, aber auch kleine Kaffeehäuser und Lebensmittelgeschäfte und nicht zuletzt das Museumsquartier. Hier wirken die wunderschönen Jugendstilhäuser authentischer als im ersten Bezirk und man kann noch Nachbarschaft erleben, wenn man auf die Straße geht.

Arthotel in Wiens kreativstem Viertel

Das Altstadt Vienna selbst befindet sich in einem altehrwürdigen Patrizierhaus von 1902, das neben dem Hotel noch einige Privatwohnungen beherbergt. Es verfügt über 62 Zimmer und Suiten, allesamt Unikate. Sein Besitzer, der begeisterte Kunstsammler Otto Wiesenthal, hat das Hotel im Jahr 1991 eröffnet und zu einer bewohnbaren Galerie mit wechselnder Ausstellung gemacht. Das Altstadt Vienna beherbergt eine beachtliche Sammlung zeitgenössischer Kunst mit Werken von Andy Warhol, Niki de Saint Phalle, Prachensky, Leibowitz, Attersee oder Helnwein. 

Im Altstadt Vienna ist jedes Zimmer ein Design-Unikat

Doch die Kunstwerke zieren nicht nur eindrucksvoll die Wände in den Hotelzimmern und in den hohen Fluren. Jedes Zimmer selbst ist ein eigenes Kunstwerk. So hat die Modedesignerin Lena Hoschek eine XXL-Suite im zeitlosen Vintage-Stil kreiert. Auf 110 Quadratmetern mit zwei Schlafzimmern und einem großzügigen Wohnbereich können bis zu vier Personen mit Blick auf Wiens schönsten Kirchturm residieren. Ebenfalls von Künstlern designed sind die Reloaded Doppelzimmer.


Der Mailänder Architekt Matteo Thun hat alleine acht Zimmer und eine Suite im Altstadt Vienna umgestaltet. Bei der Suite ließ er sich von der berühmten Wiener Dirne Josephine Mutzenbacher inspirieren, was dem Zimmer ein besonderes Flair verleiht. Ich bin in der Josef Frank Suite untergebracht. Der österreichische Architekt und Designer emigrierte 1933 nach Schweden und kreierte für die Stockholmer Design-Schmiede Svenskt Tenn zahlreiche Entwürfe. Seine Impulse beeinflussen das internationale Design bis heute. 2016 holten ihn das Altstadt Vienna und Svenskt Tenn – in Gestalt von Jennie Pineus, Direktorin des Svenskt Tenn Interiordesign-Studios – zurück nach Wien. Mein Zimmerdesign richtet sich laut Jennie Pineus an einen „designaffinen, kulturellen und internationalen Hotelgast mit hohen Erwartungen“. Das Raumkonzept soll die Philosophie und die Ästhetik von Josef Frank widerspiegeln, aber auch zeitgemäß sein. Gemütlichkeit und das Gefühl der Freude sollen dabei nicht verloren gehen – so die Theorie.


Ich bin mir nicht sicher, ob ich der exakten Zielgruppe von Frau Pineus entspreche, aber mir gefällt das Ergebnis auf den ersten Blick. Die beiden Räume muten nicht nur wegen der hohen Decke, sondern gerade auch wegen der locker gestellten Einrichtungsgegenstände luftig und frei an. Hier wirkt nichts erdrückend oder überbordend, sondern eher verspielt und freigeistig, was vor allem an den bunten Mustern liegt. Lediglich das Bad ist mir zu nüchtern gestaltet und erinnert mich etwas an eine Klinik. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Felix Suite mit seiner freistehenden Wanne, die ich bei meinem Rundgang besichtigen darf.

Stammrefugium namhafter Künstler

Doch Design ist immer auch eine Frage des individuellen Geschmacks. Und individuell sowie äußerst kreativ ist das Altstadt Vienna ohne Zweifel. Aus diesem Grund zählt das Haus, das 2016 auf der Reiseplattform TripAdvisor zum besten Hotel Österreichs gewählt wurde, auch zum Stammrefugium namhafter Künstler. Beispielsweise residiert der erfolgreiche österreichische Liedermacher Hubert von Goisern immer in der Otto Suite mit Dachterrasse. Auch der in Istanbul geborene und in Wien lebende Modeschöpfer Atil Kutoglu bezeichnet das Altstadt Vienna mittlerweile als seine zweite Heimat. Immerhin durfte er sogar ein Zimmer und eine Suite in seinem eigenen Stil gestalten.

Zuhause unter Freunden

So unterschiedlich die prominenten Stammgäste des Hotels auch sind, die meisten geben als Grund für ihren Besuch an, dass sie sich wie zuhause unter Freunden fühlen. „Man ist umgeben von Kunst und netten Menschen. Ich hoffe sehr, dass das Haus diesen Charakter behält und nicht dem Trend anheimfällt“, urteilt Schauspieler Tobias Moretti über seine Zeit im Altstadt Vienna.


Dem kann ich nur zustimmen mit der Ergänzung, dass auch das Frühstück etwas ganz Besonderes ist. Neben dem erstklassigen Service, den leckeren Zutaten und dem vermutlich besten Schinken der Stadt, war ich begeistert davon, dass man die wichtigste Mahlzeit am Tag an den Wochenenden bis 11.30 Uhr einnehmen kann. Auch das ist Wiener Lebensgefühl.

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