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Amerika
Für Menschen, die Hotels mögen
Hotelbericht

Schnals, Goldene Rose Karthaus

Kraftplatz und Rückzugsort für Genießer

Das Schnalstal hat für mich eine besondere mystische Atmosphäre, seit ich den Film „Das finstere Tal“, einen düsteren Alpenwestern mit Tobias Moretti, um ein abgeschiedenes Bergdorf und seine grausamen Riten gesehen habe.

Obwohl der Film im Schnalstal lediglich gedreht wurde, kann ich mir beim Anblick der uralten abgelegenen Höfe lebhaft eine ähnliche Vergangenheit vorstellen. Zumal der Zugang ins Schnalstal, der heutzutage über einen lawinensicheren Autotunnel erfolgt, in früheren Zeiten tatsächlich äußerst beschwerlich war – besonders in frostigen, schneereichen Wintern.

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Ankunft im „stillen“ Klosterdorf Karthaus 

Als ich in der Abenddämmerung in dem ehemaligen Klosterdorf Karthaus ankomme, wird meine Erwartung bestätigt. Eingebettet in eine archaische Landschaft und umringt von Lärchenwäldern strahlt der Ort eine ungewöhnliche Ruhe aus. Ein drastischer Unterschied – auch in der Temperatur – zum quirligen Leben im 30 Kilometer entfernten Meran.


Ich parke mein Auto an der früheren Klostermauer und während ich mit meinem Gepäck auf die Goldene Rose zugehe, erwartet mich am Eingang bereits Hotelchef Paul Grüner.

Die Begrüßung ist herzlich und ich erhalte einen kurzen Einblick in die Geschichte des Ortes. Mein erster Eindruck hat nicht getäuscht: Karthaus wird auch das stille Dorf genannt und ist ein besonderer Kraftort für Körper und Seele. Das Schweigegelübde des ehemaligen Kartäuserordens wirkt anscheinend noch nach. Die Stille lieferte auch die Idee zum Projekt „Silentium“, mit dem Karthaus auf seine Besonderheit verweisen will. Diese Via Monachorum (Weg der Stille) führt in die Nachbardörfer Unser Frau und Katharinaberg. 


Das Hotel Die Goldene Rose ist bereits seit 1932 im Besitz der Familie Grüner. Heute wird es in dritter Generation von Paul Grüner und seiner Frau Stefanie geführt. Auch die drei Kinder helfen in den Ferien tatkräftig mit. 

Zum Haus gehören auch eine eigene Hauskapelle – der perfekte Ort, um sich das Ja-Wort zu geben – und ein großzügiger Wellnessbereich in Form einer Freiluft-Saunawelt. 

Reduziertes Design und hochwertige Materialien in den Zimmern und Suiten 

Ich bin in einer Junior Suite untergebracht, in der bequem auch drei Personen wohnen könnten, da das Schlafsofa in ein vollwertiges Bett umgestaltet werden kann. Die Einrichtung besteht aus hellem Naturholz, für die Sanitäreinrichtung wurde edler Laaser Marmor verwendet. Bei der Renovierung des Boutique-Hotels vor einigen Jahren wurde besonders auf Regionalität und Tradition geachtet. Die hochwertigen Materialien strahlen ein schlichtes Design mit einem Hauch von Luxus und italienischem Flair aus. Auch Bett und Matratze fühlen sich hochwertig an und die Bettwäsche besteht aus feinsten Stoffen. Nicht ohne Grund ist die Goldene Rose auch Mitglied bei den „Small Luxury Hotels of the World“, die für Individualität und höchste Standards bei Luxus und Wohlbefinden der Gäste stehen.  

Ausflug ins Spa mit Freiluft-Sauna 

Meine Suite verfügt über einen kleinen Balkon, der einen Blick auf die Berge und den Kräutergarten bietet, durch den auch der Weg zum Spa führt. Ich habe noch Zeit bis zum Abendessen und so mache ich mich im Bademantel über einen hölzernen Gang, der bewusst an ein Kloster erinnern soll, auf den Weg in die Saunawelt. Die besteht aus einem großen Freiplatz mit zwei Whirlpools in der Mitte, an den die Saunen, Umkleiden und Sanitäranlagen sowie ein gemütlicher Aufenthaltsraum anschließen. Alles ist schlicht, aber edel gestaltet. Nach einem Gang in die Erdsauna aus Schnalser Holz genieße ich die reine Bergluft, bevor ich mich in den gemauerten Whirlpool sinken lasse. Feuerflackern, Wasserplätschern und pure Frischlufterfahrung. Einmal mehr stellt sich bei mir das Gefühl ein, mich an einem Kraftplatz zu befinden.


Gäste des Hotels Die Goldene Rose können zudem ein privates Spa-Erlebnis für Zwei mit Dampfbad und Eisgrotte buchen. Wer noch bequemer saunieren möchte, kann auch gleich die Penthouse Suite mit integrierter Sauna buchen. 

Feinste Küche im Restaurant des Hotels Die Goldene Rose

Das Wellnesserlebnis hat mich hungrig gemacht und so betrete ich in freudiger Erwartung das hoteleigene Restaurant. Auch hier gilt der Grundsatz „less is more“: Die Gourmetküche zeichnet sich durch eine raffinierte Kombination aus Einfachheit und Finesse aus. Verantwortungsbewusstsein für die Natur und die Ressourcen stehen im Mittelpunkt des Speiseplans und wie schon bei den früheren Mönchen wird mit frischen saisonalen Produkten gekocht. „Gutes Gemüse, Obst und Fleisch benötigen nicht viel mehr als Achtsamkeit, zarte Geschmackskompositionen und viel Gespür für die Einzigartigkeit eines Gerichts,“ erklärt Küchenchef Karim. Die Küche der Goldenen Rose setzt daher auf einfache Speisen mit viel Geschmack und Zutaten aus regionalen Kreisläufen. Kräuter und Gemüse kommen aus dem eigenen Garten und vom hoteleigenen Acker, das Wildfleisch direkt vom Jäger und sämtliche Milchprodukte wie Käse oder Joghurt vom benachbarten Bauern. 


Mein Vier-Gänge-Menü besteht heute Abend aus einem Carpaccio vom Südtiroler Speckknödel mit Zwiebelvinaigrette, anschließend einem Risotto mit Wacholder, Lachsforellenkaviar und Romanesco-Creme und zum Hauptgang ein Wiener Schnitzel vom Kalb mit hausgemachtem Kartoffelsalat. Ich bin begeistert und schon vor dem Dessert satt. Das ist genau die Mischung aus frischen heimischen Gerichten gemischt mit Raffinesse aus der Gourmet-Küche, die ich so liebe. Es wäre daher schade, auf die Nachspeise aus Namelaka von der Dulcey Schokolade mit Traubenkompott und Vanille-Sablé zu verzichten, was ich dann auch nicht tue. 


Zu jedem Dinner bietet das Restaurant auch eine vegetarische Variante an. An diesem Abend Schwarzkohl-Süppchen mit Bohnen, Tomino-Käse vom Grill mit Salat und Mostarda von roten Zwiebeln sowie ein Tiramisu nach Großmutters Art. Auf Fleisch zu verzichten muss also durchaus kein Nachteil sein – zumindest nicht in der Goldenen Rose. 

Im Gewölbekeller lagern Weine von höchster Qualität

Natürlich darf zu einem gelungenen Abendessen die passende Weinbegleitung nicht fehlen. Schließlich umrahmt sie die Mahlzeiten und ein guter Wein erzählt auf seine Weise viel von der Region und den Menschen. Im alten Gewölbekeller der Goldenen Rose lagern daher über 100 Qualitätsweine, darunter auch Tropfen vom kleinen Weinbauern aus biodynamischem Anbau. Ein Großteil der sorgsam ausgewählten Weine kommt aus Südtirol und den italienischen Weinprovinzen. 

Paul Grüner – der Südtiroler Knödelpapst mit eigener Knödelmanufaktur 

Eine besondere kulinarische Spezialität des Hauses sind übrigens die Knödel von Paul Grüners Knödelmanufaktur. Nicht ohne Grund wird der Hotelchef und Wirt auch als Südtiroler Knödelpapst bezeichnet. An manchen Tagen gibt es in der Goldenen Rose ein eigenes Degustationsmenü aus Knödeln. Das reicht dann vom Knödel mit Trüffeln oder Steinpilzen bis hin zum Speck-, Spinat- und Kasknödel in allen erdenklichen Variationen. Denn der Knödel ist für Paul Grüner mehr als ein Gericht: Er ist ein Symbol für Südtirol und seine Heimat. 


Da es vermutlich im ganzen Schalstal keine bessere lokale Küche gibt, kann ich die sogenannte „Genießerpension“ in der Goldenen Rose wärmstens empfehlen. Sie umfasst ein persönlich serviertes Frühstück, am Nachmittag hausgemachte Kuchen und ausgewählte Tees sowie am Abend ein Gourmet-Dinner. 

Outdoor Aktivitäten im Südtiroler Schnalstal 

Ich muss am nächsten Nachmittag auf den Kuchen leider verzichten, denn ich habe über den Tourismusverein Schnalstal eine Skitour mit einem einheimischen Bergführer über den Hochjochferner gebucht. Gerade einmal 30 Euro (ohne Liftkarte) kostet das Unternehmen – ein echtes Schnäppchen, auch wenn es nur eine halbtätige Schnuppertour ist. Mit zwei Mitstreitern, ein Pärchen, das zufällig auch in der Goldenen Rose residiert, treffe ich mich um 9.30 Uhr an der Gondelstation in Kurzras. Oben angekommen, besichtigen wir das Museum der Bergstation über die Geschichte des Gletschers und den berühmtesten Gast im Schnalstal: Ötzi. Die Fundstelle des Mannes im Eis am Tisenjoch am Schnalstaler Gletscher kann übrigens ebenfalls mit einem Führer besichtigt werden.


Unser Ziel ist allerdings eine Eishöhle, die sich unterhalb des Hochjochferner gebildet hat und absolut einzigartig ist. Mit unseren Tourenski und Fellen haben wir die Höhle nach eineinhalb Stunden erreicht. Unter Anleitung unseres Führers kriechen wir auf allen Vieren hinein und fühlen uns ein wenig wie Ötzi. Nach einer kräftigen Brotzeit geht es dann über den Gletscher bis an ein Steilstück, wo unsere Einsteigertour endet. 

Nach einer ausführlichen Fotosession fahren wir zum krönenden Abschluss der Tour Richtung Tal: zur Schutzhütte „Schöne Aussicht“. Hier begrüßt uns ein alter Bekannter als Hüttenwirt: Unser Hotelier Paul Grüner, der die auf 2.845 Meter gelegene Hütte seit 1999 besitzt und sie zu einem beliebten Treffpunkt für Wanderer, Tourengeher und Gletscherfans gemacht hat. Auf der Terrasse mit Hochgebirgspanorama und Gletscherblick lassen wir unsere Skitour mit Weißbier und – natürlich – Knödeln ausklingen. 

Kino-Spektakel im Schnalstal 

Zahlreiche Filmteams haben auf der Bella Vista bereits residiert. Neben dem Ötzi-Film „Der Mann aus dem Eis“ mit Jürgen Vogel wurde hier auch das Bergsteigerdrama „Everest“ gedreht. Kein Wunder, dass Paul Grüner neben seinem Hotel, der Schutzhütte und der Knödelfabrik auf die Idee kam, eine Film-Catering-Firma zu gründen. Und das mit wachsendem Erfolg, wie er mir versichert. 


Um das Bild vom Tausendsassa abzurunden, soll noch erwähnt werden, dass das 800 Meter von der Schutzhütte entfernte ehemalige kleine Zollhaus ebenfalls von Paul Grüner bewirtschaftet wird. Fernab von jeglichen Geräuschen und Sichtkontakt ist das Bergrefugium ideal für Paare, die als Selbstversorger stille Zweisamkeit suchen oder eine besondere Bergerfahrung machen wollen. 


Ob Zollhaus, Schutzhütte oder Boutique-Hotel – mein nächster Besuch im Schnalstal wird mich auf jeden Fall wieder zu Paul Grüner führen, der mit Leib und Seele Gastgeber ist und wie kaum ein anderer für dieses einzigartige Tal in Südtirol steht.

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