Wer, wie viele Großstädter, dem Vorurteil anhängt, dass Bewohnern enger Bergtäler schon aufgrund der Topografie der Weitblick fehlt, dem sei ein Gespräch mit Paul Grüner empfohlen. Der gebürtige Schnalstaler aus dem kleinen Dorf Karthaus ist nicht nur Hüttenwirt und Hotelier mit Leib und Seele, er ist auch Unternehmer, Visionär und somit der ideale Botschafter seiner Heimat. In jungen Jahren gerne durch die Welt gereist, kann er sich heute nicht mehr vorstellen, außerhalb seines geliebten Schnalstals zu leben. So verwundert es nicht, dass auch seine Frau Stefania, mit der er drei Kinder hat, aus dem Tal stammt.
Nach einer Ausbildung im Hotelfach begann Paul Grüner 1987 als Hüttenwirt auf der inmitten des Gletscherskigebiets Schnalstal gelegenen „Schönen Aussicht“. Nachdem er 1991 den elterlichen Gastbetrieb in Karthaus übernommen hatte, konnte er 1999 die Hütte von den Gesellschaftern komplett übernehmen. Seitdem ging es dort kontinuierlich bergauf, so dass die „Bella Vista“, so der italienische Name, mittlerweile ein beliebter Ausgangspunkt für Berg- und Gletschertouren geworden ist. Dazu beigetragen haben, neben dem guten Essen und den komfortablen Zimmern, auch Europas höchstgelegene Sauna, die Grüner mit dem Helikopter heraufschaffen ließ. Im Winter können Gäste auch in Iglus nächtigen, eine weitere Innovation von Paul Grüner.
Die Kraft des Gletschers
„Das Gletschereis hat auf mich schon als Jugendlicher eine große Faszination ausgeübt. Immer wieder bin ich in meiner knappen Freizeit mit Steigeisen über das Eis gewandert“, erinnert sich Grüner. Bei einer seiner jüngsten Touren ist ihm auch seine neueste Geschäftsidee gekommen: eine Biokosmetiklinie auf Basis des Gletschergesteins. „Inspiriert hat mich die Geschichte vom Meraner Arzt Georg Götsch, der bereits 1864 mit seinen Patienten auf den Hochjochferner gegangen ist und mit Kältetherapie offene Wunden geheilt und Entzündungen beseitigt hat“, erklärt Grüner. Der Arzt habe zudem bemerkt, dass das Wandern über dickes Gletschereis das Gemüt aufhellen würde. Gerade depressive Menschen würden dadurch geradezu wiederaufleben.
Wenn Paul Grüner einmal eine Idee hat, dann setzt er sie auch um. Und so begann er eine umfangreiche Recherche zu diesem Thema, die ihn zu einer Kosmetikfirma nach Trier führte. Zusammen mit der dortigen Uni ließ er den Gletschersand analysieren. Dabei fand man Gesteine wie Glimmerschiefer, verschiedene Mineralien, Spurenelemente wie Mangan, aber auch Metalle wie Strontium, das sehr gut als Entzündungshemmer und Mittel gegen Osteoporose wirkt. Der Mineralstoffkomplex unter dem geschützten Namen Mica Glacial zusammen mit dem eigenen reinen Quellwasser aus 2.900 Meter Höhe, bilden heute die Basis für die Pflegelinie Glacisse und sind auch ihr Erfolgsrezept.
Wer die einzigartige Gletscherkosmetik, die mittlerweile aus 12 verschiedenen Produkten besteht, einmal am eigenen Körper testen möchte, sollte dies am besten in der Goldenen Rose tun. In dem dortigen Glacisse Beauty & Spa Studio wird die exklusive Produktlinie in verschiedenen Anwendungen wie Anti-Aging, Sun Repair, Detox sowie Drainagen und Massagen eingesetzt.
Nach der äußeren Pflege kann sich der Gast später auf die inneren Werte in Form eines Degustationsmenüs konzentrieren. Vielleicht ist auch Paul Grüner anwesend und erzählt über eine seiner neuesten Ideen und bestehende Projekte wie die eigene Knödel-Manufaktur, die Film-Cateringfirma oder der ehemalige Jollenkreuzer von Thomas Mann. Das 1950 aus Eiche und Mahagoni gebaute geschichtsträchtige Segelboot hat er erst kürzlich gekauft und restaurieren lassen. Hotelgäste der Goldenen Rose, die eine Abwechslung zum Schnalstal suchen, können jetzt Segeltörns auf dem Gardasee buchen. Wenn das nicht visionär ist!