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Hotelbericht

Brixen, fink Restaurant & Suites

Traditionelle Klosterküche in historischem Laubenhaus

Die alte Bischofsstadt Brixen wartet mit einem Highlight auf, für das sich ein längerer Stopp definitiv lohnt: Das fink Restaurant & Suites.Hier übernachten die Gäste in einem historischem Stadthaus inmitten der Altstadt und kommen in den Genuss einer köstlichen und nachhaltigen Klosterküche im gleichnamigen Restaurant.

Ich muss gestehen, dass ich die Südtiroler Stadt Brixen, bislang lediglich vom Autobahnschild auf meinem Weg in Richtung Gardasee kannte. Ein Versäumnis, wie sich noch herausstellen sollte. Denn Brixen ist nicht nur einen Stopp, sondern auch eine Reise wert. Das gilt besonders, wenn man das Glück hat, im neuen Hotel fink zu nächtigen, das seit Mitte 2023 das gleichnamige Restaurant ergänzt.

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Hotel fink: Historisches Gemäuer mit puristischem Design

Ein wichtiger Vorteil des fink ist zugleich sein einziger Nachteil, zumindest wenn man wie ich mit dem Auto anreist. Das Stadthaus liegt in der autofreien Fußgängerzone unter den Brixner Lauben, so dass ich mein Fahrzeug in einer rund 500 Meter entfernten Tiefgarage parken muss. Beim Gepäcktransport bietet das Hotel Unterstützung an, die ich aber dankend ablehne. Meinen Weekender kann ich gerade noch alleine tragen und die Skiausrüstung lasse ich im Auto. 


Auf dem Weg zu meiner Unterkunft für die nächsten zwei Tage bekomme ich einen ersten Eindruck von der eindrucksvollen mittelalterlichen Altstadt – denn das Hotel liegt wirklich mittendrin in einer kleinen Gasse mit schönen Boutiquen und kleinen Lokalen. Man kann übrigens auch umweltfreundlich mit der Bahn anreisen, wobei der Transfer ins fink auf Wunsch organisiert wird. 


Ich werde von Gastgeberin Petra Fink persönlich und sehr herzlich begrüßt und man spürt, dass sie und ihr Mann Florian sich mit dem aufwendigen Umbau des 600 Jahre alten Laubenhauses einen Lebenstraum erfüllt haben. „Wir wollten den historischen Gemäuern neues Leben einhauchen, mit größtem Respekt vor dem Gebäude“, beschreibt sie ihren Ansatz. 


Und tatsächlich fügen sich Restaurant, Suiten und Spa-Bereich in ihrem klaren, puristischen Design harmonisch in die alten Mauern ein. Bei der Freilegung des jahrhundertealten Hauses und der behutsamen Renovierung aller Räume samt Erker wurden auch alte Deckenfresken sichtbar, wie ich später noch in meiner Suite bewundern darf.(Diese Wandmalereien deuten auf einen möglichen klösterlichen Ursprung hin, denn im Mittelalter waren Bemalungen für normale Bürgerhäuser nicht üblich.)

Minimalistisches Interior 

Puristen und Designliebhaber dürften hier auf ihre Kosten kommen. Alles wirkt wertig und zeitlos. Holztüren, Steinmauern und Rundbögen prägen die Räume und selbst die Möbel wurden individuell an diesen schlichten Klosterstil angepasst. Ich empfinde fast etwas Ehrfurcht beim Betreten meiner Suite. Obwohl der Designer bewusst auf modische Effekte verzichtet hat, muss der Gast auf keine Annehmlichkeit wie TV, Espressomaschine oder Minibar verzichten. Cooles Gadget: Per Bluetooth kann ich die Boxen in der Decke ansteuern und meine persönliche Playlist abspielen, was in den Räumen einen großartigen Klang erzeugt.  

Entspannung in der Thermae 

Da mir bis zum Abendessen noch etwas Zeit bleibt, entschließe ich mich, den Spa-Bereich zu erkunden, der im Hotel fink Thermae genannt wird. Ich muss im Bademantel nur eine Treppe in den zweiten Stock hinaufsteigen und eine schwere Holztüre öffnen, schon empfängt mich ein angenehmer warmer Duft aus ätherischen Ölen. 


Die Thermae (die Nutzung ist für Hotelgäste inklusive) besteht aus einem römischen Kalt- und Warmwasserbad, sowie Sauna und Dampfbad. Alles ist sehr edel gestaltet und auch hier wirken die gekalkten Räume wie in einem Kloster. Da ich der erste Gast bin, heize ich die Sauna per Knopfdruck auf, was ca. 15 Minuten dauert. Zeit genug, mich im 37 Grad heißen Bad, das sich in einem separaten kleinen Raum befindet, zu entspannen. Die erholsame Wirkung ist besonders nach einem Skitag ein Genuss, wie ich am nächsten Tag noch feststellen werde. 


Der gesamte Bereich ist übrigens eine textilfreie Zone, was in Italien nicht ganz so selbstverständlich ist wie in nordischen Ländern – und Erwachsenen vorbehalten (Kinder ab 10 Jahren haben aber in Begleitung der Eltern Zutritt).

Restaurant fink: Kulinarischer Hochgenuss 

Entspannt und gleichzeitig erfrischt betrete ich das Herzstück des Hauses, das Restaurant fink. Auch hier dominieren dicke Mauern und Rundbögen und ich kann gut verstehen, dass sich Küchenchef Florian Fink bei seinen kulinarischen Kreationen die traditionelle Klosterküche zum Vorbild genommen hat. 


Dazu zählen frische regionale Produkte sowie eine natürliche Zubereitungsweise mit wenigen Beigaben, die so für eine gute Bekömmlichkeit sorgt. Viele tagesfrische Zutaten stammen tatsächlich aus den Klostergärten der Stadt oder von Landwirten rund um Brixen. Selbstredend spielt auch der Nachhaltigkeitsgedanke eine wichtige Rolle. So liegt der Fokus auf Zutaten pflanzlichen Ursprungs, Fleisch- und Fischgerichte werden nach Verfügbarkeit angeboten. 


Ich bekomme einen Tisch direkt am Fenster mit Logenblick auf die Laubengasse. Gegenüber sind die elegant gedeckten Tische alle an einer durchgehenden Eichenholzbank aufgereiht und durch das perfekte Zusammenspiel aus indirekter Beleuchtung und Gewölbe habe ich das Gefühl, am Ende des Raums in einen Spiegel zu blicken. 


Doch Designgedanken müssen jetzt warten: Die Speisekarte lockt mit interessanten Kompositionen, die das Prinzip der Klosterküche, bestehend aus Einfachheit, Natürlichkeit und Achtsamkeit, vermitteln sollen. Da ich am liebsten alles probieren würde, lasse ich mich von dem freundlichen und kompetenten Kellner zu einem Überraschungsmenü aus vier Gängen überreden.

Der Ober liest mir meine Wünsche von den Augen ab 

Ich starte mit einem Tartar vom Wurzelgemüse, das sich unter einer Haube aus Rauch befindet und so ein spezielles Aroma erhält. Dazu passt das vorzügliche Klosterbrot aus 100 Prozent Ur-Dinkel-Korn, dessen Sauerteig nach einem Rezept von Hildegard von Bingen mit Galgant und Bertram angereichert ist. Weiter geht es mit einer Zwiebelsuppe mit Thymian und Dinkel-Knoblauch-Crostini. 


Für den Hauptgang konnte ich vorher festlegen, ob ich Fisch oder Fleisch esse oder auf beides verzichten möchte. Ich habe mein Ok für Fleisch gegeben, da ich insgeheim auf den Hirschrücken hoffe. Entweder ist dem Kellner mein gieriger Blick auf den Nachbartisch aufgefallen oder mein geheimer Wunsch ist per Gedankenübertragung beim Küchenchef gelandet. Ich erhalte jedenfalls zartrosa angebratene Hirschfiletstücke an Sellerie-Kürbis-Gemüse, Holunderjus und gebackenen Schupfnudeln. Hoch gepokert und den Haupttreffer kassiert – meine Laune steigt mit jedem Bissen. 


Das liegt vielleicht auch an dem schweren Blauburgunder aus der Lage Mazon, der mindestens ein Jahr im Barrique Fass und ein weiteres Jahr in der Flasche gereift ist. Aus Nachhaltigkeitsgründen und aus Respekt vor der Arbeit der hiesigen Weinbauern serviert das fink übrigens ausschließlich Südtiroler Weine. 


Langsam verstehe ich, warum sämtliche Plätze im Restaurant besetzt sind und man am Wochenende auf jeden Fall reservieren sollte. Nach einer kleinen Verschnaufpause kommt als krönender Abschluss eine Schokoladenkugel gefüllt mit Fichtenhonigeis, heißen Himbeeren und Buchweizen Streusel. Köstlich! Aber auch die Alternativen wie glutenfreie Crepes mit Birnensorbet oder Wintersorbet mit Granita von Bergblüten, Zitrusfrüchten und Zirbenzapfen klingen vielversprechend.

Ein abendlicher Bummel durch die Altstadt 

Nach dieser kulinarischen Wohltat möchte ich mir vor dem Schlafengehen noch die Beine vertreten und unternehme einen kleinen Rundgang durch die Altstadt von Brixen. Schließlich befinde ich mich schon mittendrin und innerhalb von fünf Minuten erreiche ich den berühmten Brixner Dom und seinen schönen Vorplatz. 


Ich schlendere noch etwas weiter bis zum Fluss Eisack, bevor ich durch Zufall im Wirtshaus Decantei lande und mir an der Bar einen Absacker gönne. Das uralte Gebäude mit einem fantastischen Innenhof wurde stilvoll mit viel Holz renoviert und lockt eine bunte Mischung aus Einheimischen und Touristen an. 


Nach einem Negroni fühle ich mich allmählich bettschwer und freue mich auf meine Suite im Hotel fink. Schließlich möchte ich am nächsten Tag das Skigebiet auf dem Brixner Hausberg erkunden.

Tiefenentspannter Start in den neuen Tag 

Ich schlafe wie ein Stein. Das Kingsize-Bett ist äußerst bequem und die klösterliche Stadthaus-Atmosphäre hat mich tiefenentspannt. Am nächsten Morgen hilft nur eine Wechseldusche, um mich wieder wach zu machen. Mit gefällt das offene Bad, das nur von einem wuchtigen Holzschrank vom Schlafraum getrennt ist und sehr schlicht und edel wirkt. Bei der Morgentoilette höre ich meine Lieblingssongs über die Bluetooth-gesteuerte Soundanlage und der Tag kann beginnen.

Verlockendes Frühstücksangebot 

Als ich den Essensraum betrete, ist mein persönlicher Platz schon eingedeckt. Als wohltuenden Start gibt es ein kleines Glas mit einer Gemüseessenz. Wie bereits am Vorabend beim Dinner klingt einfach alles auf der Karte verlockend und irgendwie gesund. Obwohl ich am Morgen eigentlich kein großer Esser bin, überwiegt meine Neugierde. 


Neben einem Kaffee entscheide ich mich zur Appetitanregung für einen frisch gepressten Obst-Gemüsesaft mit Ingwer-Essenz. Es folgen ein Müsli aus Amaranth, Obst und Löwenzahnsirup, bevor ich mir ein pochiertes Bauernhof Ei mit Wildkräutern und Senfsauce gönne. Schließlich will ich auf der Piste fit sein. Daher esse ich auch noch ein Linsencreme-Buchweizen-Blini. Natürlich muss ich auch das frisch gebackene Bauernbrot mit heimischen Heumilchkäse, Bauernschinken und frisch gemachter Marmelade testen. Es schmeckt einfach alles so lecker.

Pistenspaß mit Dolomitenblick 

In Skiklamotten laufe ich zu meinem Auto und fahre rund 15 Minuten, bis ich die Talstation der Kabinenbahn auf 1.067 Metern erreiche. Alternativ kann der Besucher vom Zentrum auch bequem mit dem Bus fahren. Das Skigebiet Plose gilt übrigens als eines der sonnigsten Skigebiete Südtirols – und auch ich kann mich über das Wetter nicht beklagen. Zwei Gondeln und vier Sessellifte, die auf eine Höhe von fast 2.500 Meter gehen, garantieren trotz der Frühlingstemperaturen noch eine gute Schneelage und Skigenuss für jede Könnerstufe. 


Ich kann mich kaum an dem Panorama mit seinem phantastischen Ausblick auf das UNESCO-Welterbe Dolomiten sattsehen. Um es in Ruhe genießen zu können, setze ich mich in die Pfannspitzhütte knapp unterhalb des Gipfels und genieße Südtiroler Spezialitäten, die Hüttenwirt Ossi seit über 30 Jahren serviert. 


Einmal mehr muss ich mich fragen, warum ich die Region Brixen bislang links liegen gelassen habe. Auf dem Plose kommen übrigens auch Winterwanderer und Rodler auf ihre Kosten – und auf dem gegenüberliegenden Berg haben Tourengeher ihre Spuren in die unerschlossene Schneelandschaft gezogen. 


Bei einem letzten Blick auf die gleißenden Dolomitengipfel steht für mich fest: Der Plose und das fink werden mich wiedersehen.

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