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Amerika
Für Menschen, die Hotels mögen
Hotelbericht

Berlin, Wilmina

Wilmina, du Schöne!

Ach, Wilmina! „Calm, peaceful, beautiful“, so lässt sich das einzigartige Flair dieses 2022 neu eröffneten Hotels in Berlin-Charlottenburg am treffendsten beschreiben.

Mit seiner strahlend weißen Fassade im wilhelminischen Stil wirkt das Hotel elegant, leicht verspielt und zugleich selbstbewusst. Schon beim ersten Anblick weckt es meine Neugier – ich kann es kaum erwarten, zu entdecken, was sich dahinter verbirgt.

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Es wurde schon viel über die beeindruckende Transformation durch die Berliner Grüntuch Ernst Architekten geschrieben – ursprünglich damit beauftragt, hier ein neues Nutzungskonzept für einen Investor zu entwerfen. Doch dann verliebten sie sich in diesen besonderen Ort, kauften ihn selbst und entwickelten ihn weiter zu einem echten „Hidden Gem“ in den Hinterhöfen Berlins.Seit 1985 brachliegend, haben sie das frühere Amtsgebäude zum Eventspace und das dahinter liegende Frauengefängnis in eine Oase des Friedens und der Schönheit verwandelt – mit großem Feingefühl und Respekt vor den historischen Wurzeln.

Wilmina: Vom einstigen Gefängnis zum Designhotel 

Nach dem sehr freundlichen Empfang an der Rezeption – einer kleinen Lobby mit Scandi-Style-Wohnzimmer-Vibes und viel Urban Green – eröffnet sich nach dem Einchecken die wahre Dimension der Wilmina: Durch mehrere (historische) Tore und Türen geht es über zwei grüne Innenhöfe zur ehemaligen „Ankunftsschleuse“ des Gefängnisses, die heute das im Michelin-Guide gelistete Fine-Dining „Restaurant & Bar Lovis“ beherbergt.


Ein hoher Backsteinbau mit teils vergitterten Fenstern – der im Zweiten Weltkrieg als Gefängnis für Widerstandskämpferinnen und später als Archiv für das Grundbuchamt genutzt wurde – ist schließlich das Hotel. Beim Betreten erwartet mich ein überraschend hoher, einladender Aufenthaltsbereich mit Kaminfeuer und puristischen Designmöbeln. Direkt daneben befindet sich ein heller Frühstücksbereich mit einem bis an Decke reichendem Bücherregal. Am liebsten würde ich gleich in die Coffeetable-Books und Bildbände zu Architektur, Philosophie und Design hineinschmökern, bin aber natürlich auch gespannt auf mein Zimmer.


Auf dem Weg dahin erlebe ich einen weiteren „Stunning moment“: Vor den Zimmerfluchten erstreckt sich ein schmaler, aber beeindruckend hoher Licht- und Luftraum bis hinauf in die fünfte Etage. Eine weiß geschlämmte Backsteinwand bildet die Kulisse für die schwebenden Kugelleuchten des kanadischen Designlabels Bocci, die den Raum in ein zauberhaftes Licht hüllen. Wunderschön!

Helle Zimmer mit schlichtem Design 

Genauso gut gefällt mir meine in Suite, die in Beige-, Grau-und naturfarbenen Tönen gehalten ist. Die sorgsam ausgewählte Ausstattung mit Designermöbeln erdet sofort: ein graues Sofa, schnörkellose Beistelltischchen aus hellem Holz und das reinweiß bezogene große Doppelbett, im Bad ein formschönes Keramikwaschbecken mit minimalistischer Armatur und eine Dusche aus hellgrauem Natursteinmosaik. 


Ich lege mich gleich aufs Bett und genieße einfach nur den grandiosen Ausblick durch die bodentiefen Fenster auf die Dächer, die Höfe und das backsteinerne, historische Ambiente des Wilmina. Die Stadt, das quirlige Leben in der Kantstraße vor dem Hotel und der Stress der letzten Tage sind sofort vergessen. Hier könnte ich Ewigkeiten bleiben. 


Die meisten Zimmer und Suiten sind aus den ehemaligen Gefängniszellen entstanden und umfassen je nach Größe zwei bis vier Zellen. Die Fenster wurden vergrößert, was den Räumen neben der hellen Farbgestaltung eine sehr luftige Atmosphäre verleiht. Und für die nötige Erdung sorgen die durchweg natürlichen Materialien.

Umwandlung mit respektvollem Blick auf die Historie 

„Von oben lässt sich das Ganze am besten erfassen“, so die Architektin und Inhaberin Almut Grüntuch-Ernst. Genau deshalb hat sie dem historischen Ensemble bewusst eine zusätzliche Etage hinzugefügt – damit Besucher den beeindruckenden Raum in seiner Gesamtheit erleben können.


Auf dem Rooftop gibt es sogar einen Wellnessbereich mit Außenpool und im Spitzgiebel des Bestandsgebäudes direkt unter dem Dach befindet sich eine ebenfalls sehr besondere Saunalandschaft. So etwas habe ich bisher noch nie gesehen – es erinnert ein wenig an einen Mix aus schwedischem Bullerbü und japanischem Onsen.


Für mich als Architektur Fan gibt es im Wilmina an jeder Ecke etwas Schönes zu entdecken: Historische Geländer, altes Mauerwerk oder schwere Türen aus Holz und Metall. Auch das jüngste Projekt, die Wilmina Apartments, die in einem modernen weißen Neubau untergebracht sind, überzeugen mich. Eingebettet in üppige Gärten bieten die ineinanderfließenden Höfe und Gebäude insgesamt eine sehr harmonische Einheit, sozusagen einen Heile-Welt-Kosmos, dem man sich nur ungern entziehen mag.

Ein beseelter Ort 

„Vorne an der Kantstraße ist das Ur-Berlin noch zu spüren – mit seinen belebten Straßen und der alteingesessenen Nachbarschaft“, meint Anton Claus, der Brand & Development Manager des Hauses, als er mich durch „seine“ Wilmina führt, „aber im Inneren ist das Ganze ein komplett anderer, neuer und geradezu beseelter Ort.“  


Zu dem auch die eigene Wilmina Bäckerei in den Räumen einer ehemaligen Apotheke gehört, die direkt an das Anwesen angrenzt. Eine Manufaktur mit ursprünglichen Brotsorten, leckeren Brötchen und süßen Teilchen, die auch die Nachbarn nicht mehr missen möchten. Oder die Bar Lovis im ersten Innenhof – in der die charakteristische Architektur und der Fokus auf das Zusammenspiel der Aromen im Vordergrund stehen. Fast wie ein Kunstwerk anmutend, sind alle Spirituosen im Regal hinter dem Tresen in Apothekerflaschen ohne Markennennung abgefüllt. 


Ich könnte noch so viel erzählen über diesen besonderen Ort. Doch vermutlich sollte ich nicht alles verraten – denn der Zauber dieses Hotels lässt sich am besten selbst erfahren.

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