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„Luxus bedeutet heute nicht mehr, einen Porsche zu fahren“

07. Juli 2023
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Susanne Gräfin von Moltke | Gut Steinbach | Archiv | luxuszeit.com
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Hotellerie auf Spitzenniveau und Nachhaltigkeit – wenn jemand weiß, wie sich diese beiden Begriffe elegant vereinen lassen, dann ist es Susanne Gräfin von Moltke. Sie ist gemeinsam mit ihrem Mann Klaus Graf von Moltke Eigentümerin des Relais & Châteaux Gut Steinbach Hotel Chalets SPA und ist seit Ende 2022 neue deutsche Generalsekretärin von Relais & Châteaux. Die renommierte Hotel- und Restaurantvereinigung mit 580 Mitgliedern in 60 Ländern wurde 1954 in Frankreich gegründet, hat präzise formulierte Aufnahmebedingungen und bietet ihren Mitgliedern ausgezeichnete Services und Unterstützung.

Nun hat Relais & Châteaux den ersten eigenen Nachhaltigkeitsreport herausgebracht – mit dem Ziel, die ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen der internationalen Hotel- und Restaurantvereinigung genauestens zu überprüfen und auf lange Sicht zu optimieren.


Mit uns hat Susanne Gräfin von Moltke über ihre Arbeit für Relais & Châteaux, die Kombination von Luxusreisen und Nachhaltigkeit und ihr diesbezügliches Engagement im eigenen Hotel gesprochen.

von Julia Heyne

luxuszeit: Fangen wir dieses Gespräch doch einfach mit einer Definition von Luxus an. Was denken Sie, was bedeutet Luxus heute?


Susanne Gräfin von Moltke: Ich glaube, die Definition von Luxus hat sich grundlegend geändert. Luxus bedeutet heute nicht mehr, einen Porsche zu fahren. „Leiser Luxus“ wird immer mehr zu einem geflügelten Wort, Luxus ist das, was du für dich definierst.


In erster Linie geht es um Zeit und Erlebnisse, das erlebt man auch in der gehobenen Gastronomie. Besonders in der Sternegastronomie wollen die Leute heute genau wissen, was sie essen und woher die Lebensmittel kommen. Top-Qualität, Top-Zubereitung, mit wenig Chichi drum herum. Generell ist das Luxusempfinden heute ein sehr viel individuelleres als noch vor zehn Jahren.


luxuszeit: Es steht vermehrt die Frage im Raum, wie sich Luxusurlaub und Nachhaltigkeit vereinbaren lassen. Sie sind als Hotelbesitzerin und Generalsekretärin für Relais & Châteaux eine Expertin auf diesem Gebiet. Wie sehen Sie das, kann man das überhaupt vereinbaren?


Susanne Gräfin von Moltke: Ich denke, in erster Linie muss das jeder mit sich selbst vereinbaren. Das Wichtigste ist es, die Balance zu finden. Wenn ich mit einem E-Auto fahre, kann ich auch mal Fast Fashion tragen. Was die Luxushotellerie betrifft, geht es in erster Linie darum, Verantwortung zu übernehmen.


Aus diesem Grund gibt es den ersten Nachhaltigkeitsreport von Relais & Châteaux mit den Überthemen Umweltschutz, nachhaltige Küche und soziales und gesellschaftliches Empowerment. 15 klare Ziele mit ehrgeizigen Vorgaben, die teilweise bis 2025 und teilweise bis 2030 laufen. Wir haben uns gesagt, wir brauchen Parameter, an denen wir uns selbst messen – wir als Relais & Châteaux, gemeinsam mit unseren Mitgliedern. Wir wollen unsere Gäste und unsere Mitarbeiter – wir haben 42.000 Mitarbeiter weltweit – auch mit in die Verantwortung nehmen, gemeinsam die Welt ein bisschen besser zu machen.


luxuszeit: Bevor wir näher auf den Nachhaltigkeitsreport und dessen Ziele eingehen, kurz zur Historie von Relais & Châteaux. Hat der Nachhaltigkeitsgedanke da schon immer eine größere Rolle gespielt?


Susanne Gräfin von Moltke: Als Relais & Châteaux 1954 gegründet wurde, haben sich fünf Hoteliers zusammengetan, die von Anfang an Regionalität und Saisonalität im Fokus hatten. Sie sind damals von Paris an die Côte d’Azur gefahren, um auf dem Weg die unterschiedliche Küche aus der jeweiligen Region kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln. Du isst einfach anders in Paris als in Nizza und diese Regionalität macht uns auch heute noch aus.


Das Thema Nachhaltigkeit steht also schon viel länger im Fokus und daraus ist letztlich der Nachhaltigkeitsreport entstanden, weil wir gesagt haben, dass wir auch Sustainability als Service genauso wie Marketing-, Sales-, Revenue- oder HR-Services anbieten müssen.

Gut Steinbach | Reit im Winkl | Chalet Dorf Sommer | Magazin | luxuszeit.com

Genau wie die anderen Hotels die zu Relais & Châteaux gehören, werden auf Gut Steinbach die Anforderungen in Sachen Umweltschutz, Regionalität und sozialer Gerechtigkeit umgesetzt


luxuszeit: Richtig Formen angenommen hat das Ganze ja bereits 2014, als die gemeinnützige Vereinigung bei der UNESCO ihre Vision mit 20 Selbstverpflichtungen „für eine bessere Welt“, um „die Vielfalt der Geschmäcker und der Gastfreundschaft zu bewahren, unsere Leidenschaft für alles Gute und Schöne zu teilen und gemeinsam eine humanere Welt zu schaffen“, vorgestellt hat. Das klingt vielversprechend, nur – wie wird das Ganze umgesetzt?


Susanne Gräfin von Moltke: Auf Basis des Reports wollen wir Nachhaltigkeit als Service für unsere Mitglieder, beispielsweise in Form von Tools, Webinaren, etc., anbieten, um sich jeden Tag im Hinblick auf eine bessere Welt zu optimieren.


Ein schönes Beispiel: Mein Kollege im Exekutivkomitee und Vizepräsident der Gastronomie, Mauro Colagreco, war mit seiner Familie in Mexiko und wurde von seinen Kindern auf das viele Plastik im Meer angesprochen. Nun betreibt er das erste plastikfrei betriebene zertifizierte Restaurant mit drei Sternen und einem grünen Stern im Guide Michelin. Das inspiriert uns alle.


Im Rahmen des Reports befragen wir all unsere Mitglieder – und das mehr als ausführlich – über Energiewerte bis hin zur Frage, wie viel Fisch man fängt und wo man das tut. Daraus resultieren die Ergebnisse. Unsere Mitglieder sind hier sehr aktiv dabei. Seit der Gründung sind alle Häuser und Restaurants sehr wertebasiert und eher traditionell. Eigentümergeführte Hotels sind oft bemüht, Ihre Unternehmen an die nächste Generation zu übergeben und darum geht es ja letztlich auch beim Thema Nachhaltigkeit.


luxuszeit: Im Nachhaltigkeitsreport geht es nicht nur um Umweltschutz, Regionalität und Saisonalität, sondern auch um soziale Gerechtigkeit. Wie sieht das aus?


Susanne Gräfin von Moltke: Dazu gehört beispielsweise auch die Gestaltung attraktiver Arbeitsplätze, das Thema Geotourismus und Geschlechtergleichheit, also weniger Ungleichheiten – auch bei uns. Bei Relais & Châteaux sind im Management jetzt schon 42 Prozent Frauen. Das ist schon heute eine überdurchschnittliche Quote, auf die wir sehr stolz sind.


luxuszeit: Ihr Mann und Sie gehen als Inhaber des Gut Steinbachs in Sachen Nachhaltigkeit mit gutem Bespiel voran – auch wenn das nach eigener Aussage nicht immer ganz leicht ist. Was tun Sie in Ihrem Hotel für mehr Umweltschutz und wo liegen die Stolperfallen?


Susanne Gräfin von Moltke: Seit dem Erwerb 2011 arbeiten wir kontinuierlich daran, unser Haus so nachhaltig wie möglich zu gestalten, das ist mittlerweile fest in unserem Denken verankert. Die allerersten Schritte waren, dass wir mit regionalen Handwerkern gearbeitet haben, um unser Stammhaus zu revitalisieren. Sie haben konsequenterweise auch das Chaletdorf und unseren Heimat & Natur SPA gebaut. Sie stehen für größtes Vertrauen, Verwurzelung mit der Region und kurze Transportwege. Auch bei der Verwendung von Materialien im Innenbereich haben wir beispielsweise Orangenöl statt Lacke verwendet.


Wir haben Tiere und Landwirtschaft, mein Mann geht zur Jagd, unsere Gäste essen das Rotwild aus unserem eigenen Gehege. Nachhaltiger und besser geht es nicht! Und wir sind Bioland-zertifiziert, ein nicht unbedingt hotelüblicher Prozess, aber ein absolutes Qualitätssiegel, das deutlich über den gesetzlichen Vorgaben liegt.


Generell leben wir unsere Küchenphilosophie nach dem 80/80 Prinzip. Dies bedeutet, dass wir sehr enge Partnerschaften mit unseren regionalen Lieferanten pflegen und 80 Prozent der Lebensmittel aus einem Umkreis von 80 Kilometern beziehen. Allerdings sind auch die 20 Prozent wichtig, da müssen wir ehrlich sein …


luxuszeit: Inwiefern?


Susanne Gräfin von Moltke: Wir versuchen, alles aus der Nähe zu beziehen, wohl wissend, dass wir nicht in einem Schlaraffenland leben. Deswegen brauchen wir eben auch die 20 Prozent für Ausnahmen, um unseren Gästen Vielfalt und auch andere nationale Highlights wie beispielweise Mal eine Maischolle zu servieren.


Anfangs haben wir uns einen Winter sehr strikt an unser 80/80 Prinzip gehalten. Es gab auf dem Frühstücksbuffet im Winter eingekochtes Kompott und Äpfel. Da hat dann den Gästen doch etwas gefehlt, viele fragten: ‚Wo ist die Ananas, wo ist meine Mango? Ich bin das von zuhause so gewohnt, ich bin in einem Luxushotel und möchte das hier bitte auch‘.

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Nachhaltigkeit steht täglich auf der Agenda des Ehepaars


luxuszeit: Sie leiten ein Hotel und sind in Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit für Relais & Châteaux viel unterwegs. Wenn Sie privat reisen, was muss ein Hotel haben, damit es zu einem Ort wird, an den Sie gerne wiederkehren?


Susanne Gräfin von Moltke: Auf den ersten Blick muss ein Hotel auch rein privat mein Auge erfreuen, das ist klar. Neben all dem Schönen, was das Haus haben sollte, ist es die Freundlichkeit der Mitarbeiter, wie nehmen sie dich wahr, wie gehen sie mit dir um. Ich mag es, dass ich, immer wenn ich verreise, etwas Inspirierendes mit nach Hause nehme.


luxuszeit: Also verreisen Sie auch privat gerne?


Susanne Gräfin von Moltke: Wir machen viele Kurztrips und unsere Wunschvorstellung ist, dass wir auch mal etwas länger wegkönnen. Wir hatten eigentlich eine Weltreise geplant, aber dann kam Corona. Ich kann mich aber auch erholen, wenn ich drei Tage irgendwo bin und dann total inspiriert wiederkomme.


luxuszeit: Eine letzte Frage, wie sehen Sie die Zukunft des Reisens? Wagen Sie doch eine Prognose!


Susanne Gräfin von Moltke: Ich bin ganz sicher, dass die Sehnsucht des Reisens nie aufhört. Dass es manchmal beschwerlicher werden könnte, dass es in der Spitze auch teurer werden könnte, das mag sein. Unsere Ausrichtung bei Relais & Châteaux, dass der Gast an seine Wunschdestination reist, dort persönliche Begegnungen hat, dass er die Region nicht nur auf dem Teller erlebt, sondern auch inhaliert, das wird die zukünftige Form des Reisens sein. 


luxuszeit: Vielen Dank für das spannende Gespräch!

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