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Hotelbericht

Kastelruth, Schgaguler Hotel

Zeitlose Architektur mit Dolomitenblick – Oder: Die drei Zinnen von Kastelruth 

Der Ort Kastelruth scheint unweigerlich mit der Schlagerband Kastelruther Spatzen verbunden zu sein. Jedem, dem ich von meinem Kurztrip in den traditionsreichen Ort am Fuße der berühmten Seiseralm erzähle, will augenzwinkernd mit dem etwas angestaubten Vergleich punkten. Unpassend vor allem, da ich zwei Tage im Boutiquehotel Schgaguler gebucht habe, dessen moderne Außenfassade in Weiß und mit viel Glas eher avantgardistisch als altbacken aus der Mitte des Ortes heraussticht.

Das Hotel Schgaguler wurde 1986 von Elisabeth und Gottfried Schgaguler als Residenz mit Apartments gegründet. Gottfried Schgaguler, der im Dorf aufgewachsen ist und als Anlageberater das wachsende Tourismuspotential erkannte, hatte mit nur 26 Jahren das Grundstück dafür gekauft. Doch mit der Zeit wollten besonders die Wintergäste mehr Service genießen und so erweiterte die Familie ihr Angebot um eine Halbpension und einen Wellnessbereich, erinnert sich Tobias Schgaguler, der das heutige Hotel mit seinem Bruder Peter führt: „2014 haben wir uns dann entschieden, vom Residenzkonzept auf ein Hotel zu wechseln und mit der Planung begonnen.“


Den anschließenden Architekturwettbewerb gewann der Mailänder Architekt Peter Pichler in Zusammenarbeit mit dem zweiten Bruder und Designer Martin Schgaguler. „Peter Pichler hatte einfach den schönsten Entwurf und so haben wir uns für ihn entschieden, obwohl es sein erster Hotelbau war“, erklärt Tobias Schgaguler.

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Alpine Ästhetik 

Ziel war es, Authentizität, schlichtes Design und zeitgenössischen Baustil in die Berglandschaft zu bringen. So sollen die prägnanten Giebelbauten an die berühmte Südtiroler Bergkette der drei Zinnen erinnern. Bei der Inneneinrichtung dominiert wiederum eine einfache, alpine Ästhetik, die sich vom kitschigen Alpenlook vieler neuer Hotels angenehm abhebt. Bewusst konzentrierten sich die Planer daher auf wenige Farben und Materialien wie Kastanienholz und Granit aus der Region sowie Kunstharz für die Böden.


Mein Zimmer ist ein sogenannter 36 Quadratmeter großer Classic Room, von dessen Südbalkon ich mein morgiges Wanderziel, den markanten Dolomitengipfel Schlern, ausgiebig betrachten kann. Alles ist hell und sehr stylisch. Dafür sorgen auch die bodentiefe Fensterfront sowie die Böden aus zwölfschichtigem grauem Kunstharz. Wichtigstes Designobjekt im Raum ist eine freistehende Badewanne. Ob Stühle, Leselampe, Baderegal oder Waschbecken – jeder Gegenstand im Zimmer ist mit viel Geschmack und Detailliebe ausgewählt worden.


Das teilweise verglaste Badezimmer verfügt über eine große Regendusche, von der man auf den Wohnraum blicken kann. Das WC ist separat und durch eine Kastanienschiebetür so geschickt vom Gang getrennt, dass ich Mühe habe, den Türgriff zu finden. Das große und äußerst bequeme Bett, wie sich später noch herausstellen sollte, besteht ebenfalls aus Kastanienholz. Tobias Schgaguler betont, dass ein besonderes Augenmerk bei der Gestaltung der Haptik und der sinnlichen Wahrnehmung der verwendeten Materialien im Hotel gilt. Keines der 42 Zimmer gleicht dem anderen, da Details und Formen einzelner Möbelstücke variieren. Ich muss zugeben, mir gefällt das schlichte Design meines Zimmers auf Anhieb – und da bin ich mit meiner Meinung nicht alleine: 2019 wurde das Schgaguler Hotel im Rahmen des hotelforums, anlässlich der ExpoReal-Messe in München, zur Hotelimmobilie des Jahres gekürt.

Die Halbpension ist ein Muss

Wie 95 Prozent der Gäste im Schgaguler Hotel habe ich für meinen Aufenthalt Halbpension gebucht. Das macht absolut Sinn, schließlich bekommt man für einen geringen Aufpreis ein abwechslungsreiches 4-Gänge-Menü serviert. Dabei kann man beliebig aus drei Vor- und drei Hauptspeisen wählen. Ich entscheide mich nach einem Mango-Papaya-Smoothie für Rote Beete Gnocchi gefüllt mit Gorgonzola und danach für gegrillte Jakobsmuscheln.


Bei der Weinauswahl erfahre ich, dass Sandra Schgaguler zudem über eine Sommelier-Ausbildung verfügt. Das erklärt ihre Leidenschaft bei der Beratung, und ich bin mit ihrer Auswahl sehr zufrieden. Auf der Karte finden sich Weine aus dem Eisacktal, Überetsch und Bozen. Viele der regionalen Winzer kennt sie sogar persönlich. Das Hotel bietet daher auf Wunsch auch Kellerei-Besichtigungen mit anschließender Verkostung an. Bei der Auswahl der Gerichte aus alpin-mediterranen Speisen setzt Restaurantmanagerin Sandra Schgaguler auf eine enge Zusammenarbeit mit den ansässigen Produzenten. Vorwiegend werden Zutaten aus Südtirol verwendet. Kräuter für Tees und Gewürze bezieht das Schgaguler Hotel vom nahegelegenen Bio-Kräuterhof Pflegerhof in Seis.


Anschließend besuche ich noch die ebenfalls sehr edel und geschmackvoll gestaltete Hotelbar. Sonderangefertigte Lounge-Sessel und Couchelemente in Loden-Stoffen, ein offener Kamin sowie ein freier Blick auf das Schlernmassiv schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Barkeeper Peter Stauder serviert Klassiker wie Gin Tonic oder Whisky Sour mit ausgesuchten Spirituosen der Destillerie zu Plun, ebenfalls aus dem Schlerngebiet.

Ein Paradies für Aktive

Am nächsten Tag geht es nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem ich mit Eierspeisen, Südtiroler Bergmilch, Honig von lokalen Bauern und selbstgemachter Marmelade verwöhnt werde, endlich auf den Kastelruther Hausberg Schlern. Während die meisten Gäste die ziemliche lange und schweißtreibende Bergtour über die Seiseralm mit Gondelunterstützung angehen, entscheide ich mich für einen steilen Zustieg von Bad Ratzes über die Schlernbödele Hütte, die ich nach rund eineinhalb Stunden erreiche. Nach einer kurzen Rast geht es noch knapp drei Stunden weiter auf das Schlernhaus am Gipfel. Leider zieht dann ein Gewitter auf, sodass ich die Aussicht nur einige Minuten genießen kann. Zum Glück schaffe ich es nach einem eiligen Abstieg über den eigentlich sehr informativen Geologensteig noch trockenen Fußes zu meinem Auto.


Später, beim Abendessen, kann ich durch die Glasfront des Restaurants den Blitzkapriolen zusehen und freue mich, dass ich im warmen Trockenen mein 4-Gänge-Menü genießen kann. Vielleicht sollte ich mich beim nächsten Besuch im Schgaguler Hotel den geführten Wanderungen von Gastgeber Gottfried Schgaguler anschließen. Als Hotelgründer ist er für die Freizeitgestaltung der Gäste zuständig und bietet Sommer wie Winter passende Möglichkeiten an, die umliegende Bergwelt zu erkunden.


Wer sich dabei lieber mit dem Fahrrad fortbewegen möchte – das berühmte Sella- und Grödnerjoch erreichen Radfahrer in kürzester Zeit – kann sich eines der acht E-Bikes ausleihen, die für Gäste kostenfrei zur Verfügung stehen. Für weniger aktive Gäste oder bei schlechtem Wetter lockt das Schgaguler mit einem Spa-Bereich, der aus zwei Innenpools, einem Dampfbad und zwei Saunen besteht. Unter freiem Himmel thront zusätzlich der Whirlpool auf einer Holzterrasse, die über eine Treppe vom Wellnessbereich aus zugänglich ist. Die Anwendungen unter der Leitung von Spa-Managerin Ines Psaier teilen sich in die Kategorien Activating, Detoxifying und Relaxing auf. Dabei bietet das Hotel Gesichtsbehandlungen, Massagen, Peelings und Körperpackungen an. Jede Anwendung greift auf eine angepasste Massagetechnik zurück wie beispielsweise das Schröpfen oder die Verwendung von Klangschalen sowie Basalsteinen. Verwendet werden ausschließlich biozertifizierte Südtiroler Naturkosmetik von Team Dr. Joseph.

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