Dubai, Burj Al Arab
Zu Besuch bei einer Ikone
Alles begann mit einer Skizze auf einer Serviette. Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum zeichnete seine Vorstellung von einem ganz besonderen Hotel auf ein Stück Stoff und fragte den Architekten Tom Wright, ob er das bauen könne.
Dieser bejahte – und einige Jahre später katapultierte ein Hotel in Form eines Segels den sandigen Wüstenstaat Dubai weit nach vorne: Das 5-Sterne-Hotel Burj Al Arab der Jumeirah-Gruppe wurde zum Symbol von überragendem Luxus, ikonischer Architektur und zum modernen Sinnbild für das Emirat Dubai am Persischen Golf.
Seitdem entsteht hier ein Superlativ nach dem anderen: das höchste Gebäude, der blumenreichste Garten, das größte Riesenrad der Welt und – der beste Service. Diesen verspricht das Burj Al Arab seinen Gästen seit der Eröffnung 1999, manch Reisender möchte dem Hotel gar 7 Sterne verleihen. Zeit, mich selbst davon zu überzeugen!
Dem Ziel der Reise angemessen, lande ich mit der Emirates Airline im größten Passagierflugzeug der Welt – dem A380 – sanft in Dubai. Für Gäste der Jumeirah-Hotels geht es erst einmal in die stylische Jumeirah Airport-Lounge: Hier kann man nach dem Flug entspannen, duschen und auf den Chauffeur warten. Bis man abgeholt wird, werden Getränke und kleine Häppchen gereicht.
Es dauert nicht lange, bis mein Fahrer erscheint und mich zu den wartenden Autos führt. Schade, er geht am Rolls Royce vorbei. (Den hatte ich ja auch nicht gebucht.)
Das Burj Al Arab empfängt mich königlich
Nach einer kurzen Fahrt werde ich trotz der späten Stunde herzlich von einem Empfangsteam in der Lobby des Luxustempels begrüßt. Mit der Rolltreppe fahren wir an großen Aquarien vorbei eine Etage höher. Ich staune über die mit über 180 Metern höchste Hotelhalle der Welt und fühle mich angesichts riesiger vergoldeter Säulen ziemlich klein. Das komplette Gebäude misst 321 Meter – da hätte locker der Eiffelturm Platz.
Angestellte auf Leitern kümmern sich um Blumen, die in mannshohen Vasen stehen, und zu meinem Erstaunen entdecke ich zwei winzig kleine Menschen, die in einigen hundert Metern Höhe in Sicherheitsseilen vor dem großen weißen Segeltuch hängen. Die beiden reinigen das Gewebe mit Staubsaugern. So ein Hotel schläft eben nie.
Ist das Gold, was da glänzt?
Der Butler bringt mich auf meine Suite im elften Stock, zeigt mir die Räumlichkeiten und erklärt TV und Soundsystem und wie die Lichtschalter funktionieren. Nein, danke, ein Bad wünsche ich heute nicht mehr.
Als er weg ist, öffne ich sofort die Vorhänge mit der Fernbedienung und blicke auf die glitzernde Skyline Dubais. Der Blick aus den bodentiefen Fenstern des Burj Al Arab ist atemberaubend. Obwohl es schon sehr spät ist, beschließe ich, den eisgekühlten Champagner zu öffnen und nasche von den Kleinigkeiten auf der gläsernen Etagere. Mmm, die mit Blattgold verzierten Datteln schmecken ausgezeichnet.
Luxus auf Arabisch
Die 170 Quadratmeter meiner Suite sind auf zwei Stockwerke verteilt. Im unteren Bereich befindet sich ein großes Wohnzimmer mit Diwan, Sofa und mehreren Sesseln, ein Esstisch, ein Schreibtisch und eine Gästetoilette.
Überall stehen frische Blumen – darunter weiße Hortensien, die Signature-Blume aller Jumeirah Hotels.
Eine geschwungene Treppe, über der ein wunderschöner Kronleuchter hängt, führt in die obere Etage. Hier befindet sich das Schlafzimmer – nebst Ankleideraum und großzügigem Badezimmer. Der runde Jacuzzi kann jederzeit (24/7) vom Butler befüllt werden, falls ich mich doch noch für ein Bad entscheiden sollte.
Angesichts der kompletten Pflegeserie von Hermès inklusive Eau de Toilette freue ich mich schon auf eine Dusche am nächsten Morgen in der großen, gläsernen Kabine. Die Wasserhähne glänzen nicht nur golden – sie sind es auch. Lampen, Bilderrahmen und Säulen in der Suite strahlen ebenfalls goldfarben. Im ganzen Hotel wurden rund 1.800 Quadratmeter Blattgold verwendet. 24 Karat natürlich.
Farbexplosion im Gleichgewicht von Ying und Yang
Das Interieur des Hotels und der Suiten wurde von der chinesischen Designerin Khuan Chew nach den Wünschen des Scheichs entworfen. Bei der Umsetzung ihrer Idee des „Lebens mit den Elementen“, einschließlich Wasser, Feuer, Erde und Luft, wurde sie vom Scheich ermutigt, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und das Hotel als eine Leinwand zu nutzen. Entstanden ist eine farbenprächtige, opulente Innenausstattung, in der die Farben Blau (Luft und Wasser), Ocker und Braun (Erde) und Rot und Orange, unterstützt von Gold (Feuer) im Gleichgewicht von Ying und Yang stehen.
Neben Elementen aus der arabischen Kultur wie handgewebten Teppichen und bemalten Stoffen, findet sich auch ein Mix von Designs aus anderen Teilen der Welt wieder – so heißt das Burj Al Arab seine Gäste aus aller Welt willkommen und sorgt dafür, dass sich jeder wohlfühlt. Das Ziel der Designerin war es, eine klassische, zeitlose Ausstrahlung zu erreichen – und das ist ihr gelungen.
Auch ich stelle fest, dass sich der anfänglich verspürte Farbflash nach und nach verflüchtigt und ich mich inmitten des üppigen Mobiliars schon ganz heimelig fühle.
Mit dem Champagnerglas in der Hand und etlichen Kissen im Rücken sitze ich auf dem Kingsize Bett, wo ich mich im Spiegel über dem Bett beim Champagnerschlürfen selbst betrachten kann.
Da fällt mir ein, dass ich den Koffer noch gar nicht ausgepackt habe.
Das kann der Butler morgen machen!
Royaler Service für alle Gäste
Als ich am nächsten Morgen – nach Hermès duftend – zum Frühstück auf der Terrasse des Restaurants Bab Al Yam erscheine, werde ich von einem der über 1.000 freundlichen Angestellten an meinen Tisch begleitet und mit Getränken versorgt. Was nicht auf der Karte steht, wird eigens für den Gast zubereitet. Die Auswahl am üppigen Buffet übersteigt meine Fantasie, ich nehme erst einmal eine Açaí-Bowl, danach sehen wir weiter.
Wünsche werden sofort erfüllt. Wohin mit der Tasche oder dem Smartphone? Ein suchender Blick genügt und schon steht ein kleines Tischchen oder ein Mini-Stuhl bereit. Es fehlt ein Espressolöffel? Nur kurz darüber nachgedacht und schon wird er an den Tisch gebracht. It’s magic!
The Terrace – luxuriöses Badedeck mit Adults-only Infinity-Pool
Das Wetter ist herrlich und ich beschließe, einen Teil des Tages am Pool zu verbringen. Der Gast kann wählen, ob er am Strand mit feinstem, aus Saudi Arabien importierten, Sand liegen möchte – mit dem 800 m² Infinity-Meerwasserpool vor Augen. Oder ob er lieber ein Daybed am Süßwasserpool mit der schwimmenden Bar in der Mitte für sich wählt.
Ich entscheide mich für eine der 24 klimatisierten Cabanas mit Minibar und Espressomaschine. Falls es mir zu heiß wird, kann ich mich hierher zurückziehen, Musik mit dem Bose Soundsystem hören oder fernsehen. Nette Kellner bringen eine Etagere mit süßen Kleinigkeiten, einen Früchteteller mit exotischem Obst und verschiedene Softdrinks. Selbstverständlich können die Gäste auch Alkohol ordern – dieser hat in den Ländern der Arabischen Halbinsel allerdings seinen Preis.
Die Cabana hat sogar einen Balkon mit Blick auf The Palm inklusive Sonnenuntergang. Natürlich gibt es noch größere Cabanas mit 75 Quadratmetern, aber für mich reicht die kleine. Und ein bisschen muss ich ja auch an den Geldbeutel denken …
Mittagessen im SAL – mediterrane Kost vom Feinsten im Burj Al Arab
Auf der 10.000 Quadratmeter großen Luxus-Bade-Plattform, die in Finnland gebaut und 2016 eröffnet wurde, findet sich neben den beiden Swimmingpools, vier Jacuzzis, 300 Sonnenliegen, 24 Luxus-Daybeds und dem über 1.000 Quadratmeter großen Sandstrand auch das schicke Beach Restaurant SAL mit mediterran-leichten Kreationen von Küchenchef Paolo Mannis.
Das Publikum ist überwiegend jung und hip, international und vermögend. Unter luftigen Sonnenschirmen, mit den Füßen im weichen, saudi-arabischen Sand (der bei Wind übrigens nicht wegfliegt) genieße ich Thunfischtartar mit Kaviar, portugiesische Dorade und eine Auswahl verschiedener Desserts. Mein Tipp: Berries Pavlova!
Abends steht ein Ausflug in die Wüste an. Im Sonara-Camp, das die in Genf geborene Stephanie Danial ins Leben gerufen hat, erwartet mich neben einem exklusiven Dinner eine spektakuläre Feuershow.
Der Abend ist trotz der Flammen auf der Bühne etwas kühl und windig, und so nutze ich kurz vor der Ankunft im Hotel den E-Butler-Service via WhatsApp und bitte darum, mir ein Bad einzulassen. Jeder Butler im Burj Al Arab durchläuft eine mehrwöchige Einarbeitungszeit, bevor er den Gästen höflich und diskret alle (!) Wünsche erfüllt.
Als ich in meine Suite zurückkehre, höre ich schon das Badewasser plätschern, und der Duft von Hermès erfüllt das Badezimmer. Herrlich, so verwöhnt zu werden.
Museum of the Future – Einblicke in die Welt von morgen
Am nächsten Tag besuche ich das neue architektonische Highlight Dubais – das Museum of the Future. Das Museum beschäftigt sich auf sieben Etagen unter anderem mit der Frage, wie die Welt im Jahre 2071 aussehen könnte. Das ovale Gebäude erinnert an ein Auge, mit dem Besucher einen Blick in die Zukunft werfen können. In der Eingangshalle schwebt ein pinguinähnlicher Flugkörper lautlos über die Köpfe der Besucher hinweg. Und wer Lust auf einen Kaffee hat, kann sich von einem Roboter einen Espresso zubereiten lassen.
Die futuristische Edelstahlfassade beeindruckt mit Fenstern in Form von arabischer Kalligrafie, die Zitate des Herrschers von Dubai darstellen.
Ausgezeichneter Genuss über dem Persischen Golf
Den krönenden Abschluss meines Besuchs bildet das Abendessen im Sterne-Restaurant des Burj Al Arab – dem Al Muntaha. Das Lokal befindet sich im 27. Stockwerk in 200 Metern Höhe nahezu freischwebend über dem Meer. Die Aussicht auf Dubai, The Palm und The World ist fantastisch.
Noch besser gefällt mir das 6-Gänge-Degustations-Menü, das mit einem Gläschen Rosé Champagner und diversen Amuse-Bouche eingeläutet wird. Von Lachsforelle über Languste mit Kokosbohnen, Kürbis mit Kaviar, Perlhuhn-Ravioli mit Trüffel bis hin zu feinem Kalbsfilet mit Artischocke in Rosmarin-Asche und einem Eis aus Schafsjoghurt mit Biscuit spricht der italienische Meisterkoch Saverio Sbaragli sämtliche Geschmacksknospen an. Ein Genuss!
Den Käsegang sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Mich erwarten Delikatessen wie Mimolette mit aufgesprühtem Whisky, Pecorino mit Konfitüre oder französischer Ziegenkäse mit Honig.
Am nächsten Morgen muss ich Abschied nehmen vom einzigartigen Luxus (an den man sich viel zu schnell gewöhnt), dem perfekten Service und vor allem der Freundlichkeit aller Mitarbeiter dieses einmaligen Ortes.
Es stimmt, was ich so gehört habe über das Hotel mit der weltbekannten segelförmigen Silhouette, das auf einer kleinen künstlichen Insel vor der Küste Dubais steht: Es hätte wirklich 7 Sterne verdient.
Jetzt heißt es: zurück in meine 80 Quadratmeter Wohnung. Wo soll da nur der Butler schlafen?