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„Wenn man die Natur liebt, muss man handeln.“

28. Oktober 2022
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Kathrin Sersch | Seezeitlodge Hotel & Spa | Gonnesweiler | Interview | luxuszeit.com
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In unserer Serie über Gastgeber und Gastgeberinnen, die in ihren Hotel-Betrieben ökologisch verantwortlich handeln, sprechen wir dieses Mal mit Kathrin Sersch, der Inhaberin der Seezeitlodge im Saarland. Im Interview lesen Sie, mit welcher Leidenschaft sie grüne Projekte vorantreibt.

von Karin Ziegelasch

luxuszeit: Naturverbundenheit ist für Sie kein Wort, sondern eine Haltung. Wie definieren Sie Naturverbundenheit? 


Kathrin Sersch: Für uns ist Naturverbundenheit tatsächlich eine Haltung, weil unser gesamtes Konzept darauf aufbaut. Nachhaltiges Handeln entsteht durch die Liebe zur Natur. Wir haben den Ort, die besondere Lage der Seezeitlodge sehr bewusst gewählt und für uns war von Beginn an klar: Wir wollen möglichst wenig in die Natur eingreifen, sie vielmehr für den Gast spürbar, erlebbar machen – ihn für die Umgebung und für die Kultur sensibilisieren. Ohne die umliegende Natur würde die Lodge als solche nicht funktionieren.  


luxuszeit: Gab es beim Bau des Hotels besondere Herausforderungen? 


Kathrin Sersch: Natürlich! Aber das war uns bewusst und es war spannend. Angefangen mit den Graureihern auf dem Baugrundstück, die wir, bevor wir überhaupt anfangen konnten, umsiedeln mussten. Wir haben ihnen ein neues Zuhause gesucht und sogar Nester flechten lassen. Das Erlebnis hat das Thema noch präsenter gemacht: Sei es bei der Auswahl der Bau-Materialien, die für die Lodge verwendet wurden, ob und wie unsere vornehmlich regionalen Lieferanten ökologisch verantwortlich agieren, welche ressourcenschonenden Maßnahmen wir noch ergreifen müssen oder wie wir Abfall und den Energieverbrauch spürbar reduzieren können.

Wir hatten einen Energiespezialisten mit an Bord und mit GRAFT als Architekturbüro einen innovativen Partner. Unsere Fassade ist ein gutes Beispiel – wir haben uns bewusst gegen eine Klimaanlage und für eine Betonkernaktivierung entschieden. Die zugehörigen Lamellen an der Fassade, die für die Kühlung je nach Sonneneinstrahlung in einem bestimmten Winkel angeordnet sein müssen, werden eher als architektonisches, denn als funktionales Element wahrgenommen.

Seezeitlodge Hotel & Spa | Gonnesweiler | Aussenbereich Feuerstelle | luxuszeit.com



luxuszeit: Immer mehr Gäste setzen bei ihrer Hotelwahl auf Häuser, die sich nachhaltig positionieren. Welches Feedback bekommen Sie von Gästen für Ihr Engagement? Konnten Sie Gäste mit Ihren Maßnahmen auch schon dahingehend inspirieren, dass sie ihre eigenen Praktiken überdenken? 


Kathrin Sersch: Es ist sehr unterschiedlich, was Gäste an Anregungen mit nach Hause nehmen. Viel Resonanz bekommen wir zum Thema „Betonkernaktivierung“. Die wenigsten kennen es und sind erstaunt, wie relativ einfach sowas umzusetzen ist – sowohl beim Neubau als auch bei einer Sanierung. Ansonsten sind es eher die kleinen Dinge, die unsere Gäste schätzen: beispielsweise, dass wir nur Papierverpackungen verwenden, wenn wir Lunchboxen machen, dass wir nachhaltige Kosmetik auf den Zimmern haben und die Fläschchen 100 % recyclebar sind oder dass die Seifenreste komplett an „Clean the World“ gehen, die das Ganze dann nochmal wiederverwenden …

Wenn unsere Gäste die ein oder andere Idee danach in ihrem eigenen Zuhause praktizieren, freut mich das natürlich.

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luxuszeit: Sie haben einen großen Wellnessbereich mit unterschiedlichen Saunen und Pools. Stößt man hier nicht an Grenzen, wenn es darum geht, Ressourcen zu schonen?  


Kathrin Sersch: Definitiv – da lässt sich auch nichts schönreden. Wir haben große Wasserflächen und Saunen, die beheizt sind – das ist jetzt aktuell nochmal ein schwierigeres Thema. Da können wir nur bis zu dem Grad, bis zu dem es sich mit der Wellnesshotellerie verträgt, nachhaltig handeln und unseren Beitrag leisten. Dennoch gibt es Systeme mit technischen Raffinessen, die wir einsetzen: Im Schwimmbad können wir so verdunstetes Wasser bzw. verdunstete Wärme rückgewinnen und wieder in die Schwimmbadheizung einspeisen. Das ist zumindest schon ein Schritt in die richtige Richtung.

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luxuszeit: Sie haben relativ schnell die Auszeichnung „GreenSign“ bekommen und dabei bereits das Level 4 von gesamt 5 erreicht. Was müssen Sie tun, um Level 5 zu erreichen?

(Anmerkung: GreenSign ist eine Zertifizierung zur Kennzeichnung nachhaltig agierender Unternehmen und basiert auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit Ökologie, Ökonomie und soziale Entwicklung.) 


Kathrin Sersch: Unser erklärtes Ziel ist definitiv Level 5 – das gilt für alle Bereiche. Wir sehen Nachhaltigkeit aber auch als Prozess, der sich entwickelt. Mittlerweile haben wir eine Nachhaltigkeitsbeauftragte, die das Thema im Unternehmen ganzheitlich bearbeitet.

Die Anforderungen bei GreenSign sind wahnsinnig umfangreich, es gibt sehr viele kleine Stellschrauben, die letztendlich den Sprung von 4 zu 5 ausmachen. Unser Wellnessbereich bleibt die größte Herausforderung. Im Moment bauen wir ein Hackschnitzelwerk, damit wir perspektivisch eine regenerative Alternative beim Heizen haben. Das sind Maßnahmen, die sich dann natürlich positiv auf die Bewertung auswirken.

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luxuszeit: Wie können Gäste dazu beitragen, ihren Hotelaufenthalt verantwortungsvoller zu gestalten? 


Kathrin Sersch: Unsere Gäste können zum Beispiel entscheiden, ob sie ihr Zimmer täglich oder nur jeden zweiten Tag reinigen lassen möchten. Was wir dann an Reinigungsaufwand einsparen, investieren wir am Ende des Jahres in ein Baumpflanz-Projekt. Viele Gäste finden das gut und wollen mitmachen.  


luxuszeit: Sie haben 200 Mitarbeiter:innen. Um Ihre Ziele zu erreichen, müssen alle an einem Strang ziehen. Wie motivieren Sie Ihr Team? 


Kathrin Sersch: Wir haben ein sehr junges Team, da spielt ökologische Verantwortung eine große Rolle, das Bewusstsein dafür ist in dieser Generation ganz anders verankert und das spüren wir auch. Die Mitarbeiter:innen fangen nicht an, die Augen zu verdrehen, wenn wir sagen, wir haben noch diese oder jene Idee, um nachhaltiger zu werden, im Gegenteil, sie sagen dann eher: Super, wir überlegen uns, wie wir das in unserem Bereich umsetzen können.


Über unser internes Kommunikationstool machen wir auch immer mal wieder kleine Challenges oder Tagesaktionen, bei denen wir den Fokus auf bestimmte Dinge lenken, die nachhaltiges Handeln nach sich ziehen.

Für mich ist es wichtig, dass wir im permanenten Austausch sind und dass wir gemeinsam Spaß daran haben, Dinge zu verbessern. Wir wollen Nachhaltigkeit positiv, spielerisch leben. Und ich glaube, dass unser Enthusiasmus die Mitarbeiter:innen auch mitzieht und motiviert. Diese Dynamik ist sehr schön.

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luxuszeit: Ein ambitionierter Hotelbetrieb, zwei Kids – bleibt da noch Raum für Entspannung? 


Kathrin Sersch: Meine persönliche luxuszeit ist die Zeit mit meinem Mann und meinen Kindern. Sie holen mich sehr schnell in eine andere Welt, wenn ich nach Hause komme. Wir sind gemeinsam viel draußen, wir haben einen großen Garten direkt am Wald. Da kann ich unheimlich gut entspannen und bin dann sehr im Hier und Jetzt, was man ja ansonsten im Alltag viel zu wenig ist. Wir leben als Familie sehr gerne den Jahreskreis.


Und zum Glück haben wir inzwischen einen Hoteldirektor, der uns sehr entlastet und uns so ermöglicht, dass wir Familienzeit genießen können.

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Schlusslicht: 


Boudin oder Pizza?

Selbstverständlich Pizza, da haben wir ja einen gewissen Background … 


Riesling oder Mixery?

Riesling 


Adults Only oder Kinderparadies?

Definitiv irgendwo dazwischen … in der goldenen Mitte. 


Brauchtum oder Zeitgeist?

Zeitgeist – mit ein bisschen Brauchtum im Hintergrund 


Der Gesang der Flusskrebse oder Avatar 2?

Der Gesang der Flusskrebse – gelesen und gesehen. 


Städtetrip oder Naturidylle?

Eine Kombination aus beidem macht den spannenden Mix. 


Ed Sheeran oder Elton John?

Ed Sheeran. 


Wald oder Meer?

Ganz schwierig. Ich brauche beides, um mit mir im Reinen zu sein. 


Meditation oder Golf?

Meditation. Für Golf ist eher mein Mann zuständig.

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