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Das Cas Gasi: Nachhaltigkeit in der Luxushotellerie – eine Annäherung

03. Januar 2023
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Margaret von Korff | Hotel Cas Gasi | Ibiza | Archiv | luxuszeit.com
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Margaret von Korff, kurz Maga genannt, lebt auf Ibiza ihren Traum: Zusammen mit Ehemann Luis Trigueros Juan, einem gebürtigen Ibizenker, erwarb sie 1989 ein über 250 Jahre altes Landhaus auf einem vier Hektar großen Grundstück. Zehn Jahre, zwei Kinder und eine Biologische Landwirtschaft später, öffnete das Paar die Pforten seines restaurierten Familienanwesens auch für Gäste. Das Cas Gasi im Herzen Ibizas, verborgen zwischen Pinienwäldern und Orangenhainen, war geboren. Die Architektur des Hoteljuwels steht im Einklang mit der traditionellen ibizenkischen Kultur, illustre Gäste aus der ganzen Welt verbringen hier in aller Abgeschiedenheit ihren Urlaub und Maga baut den nachhaltigen Ansatz ihres Eco Luxury Agroturismo mit viel Leidenschaft und immer neuen Ideen weiter aus. Was sie dafür tut, welche Werte sie verfolgt und welche Maxime sie antreibt, hat uns Frau von Korff im Interview erzählt.

von Sophie Neudert und Karin Ziegelasch

luxuszeit: Frau von Korff, Sie haben mit Ihrem Eco-Hotel einen paradiesischen Ort geschaffen. Mit Ihrer biologischen Landwirtschaft waren Sie eine Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit. Heute gehört zur ökologischen Verantwortung weitaus mehr als Bio-Lebensmittel. Gerade als Luxus-Hoteliere ist es doch bestimmt eine Herausforderung, nachhaltig zu agieren. Die Gäste haben hohe Ansprüche: Zimmerreinigung, frische Wäsche, Handtuchwechsel – all das wird vorausgesetzt, genauso wie Klimaanlage und Pool. Diese Annehmlichkeiten sind nicht unbedingt ressourcenschonend. Wie meistern Sie diesen Spagat? 


Maga von Korff: Die Zeiten haben sich geändert, entsprechend müssen wir uns alle den neuen Herausforderungen stellen und versuchen, da zu optimieren, wo es möglich ist. Wir haben im Cas Gasi über die Jahre verschiedenste umweltschonende Projekte umgesetzt und werden uns weiter engagieren. Ich sehe das als Prozess, der nie abgeschlossen ist. Als biologischer Betrieb benutzen wir natürlich keine Giftmittel. Wir desinfizieren beispielsweise mit heißem Wasserdampf anstatt mit chemischen Produkten. Die Bettwäsche wird alle drei Tage gewechselt, es sei denn, sie ist schmutzig. Unsere Zimmermädchen sind da sehr gewissenhaft und sehen, wann etwas gemacht werden muss. Wir waschen selbst und benutzen umweltschonende Waschmittel, und fast ausschließlich Essig für die Reinigung. Wir haben einen eigenen Brunnen und versuchen, den Wasserverbrauch gezielt zu kontrollieren, weil wir wissen, wie wichtig diese Ressource hier auf der Insel ist. Dazu kommt eine eigene Wasserklärungsanlage. Die Kühlung im Sommer funktioniert über Wärmepumpen mit Klimaanlage. Sie entziehen der Raumluft Wärme und kühlen so relativ großflächig. Das ist sehr umweltfreundlich, weil dabei wenig Energie verbraucht wird. Unsere beiden Schwimmbäder werden nachhaltig mit Salz desinfiziert.

Hotel Cas Gasi | Ibiza | Pool | Magazin | luxuszeit.com

Auch die Reinigung der Pools ist im Cas Gasi nachhaltig gestaltet.


Dank Photovoltaik-Anlage ist die Stromversorgung der neuen Gebäude im Cas Gasi autark. Was mir persönlich auch sehr wichtig ist: Wir versuchen, den Plastikverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren – und damit meine ich nicht nur die Strohhalme. Unseren Gemüsegarten haben wir nach der sogenannten No Dig-Methode angelegt, sprich er ist so konzipiert, dass keine Umgrabungsarbeiten notwendig sind. In der Biologischen Landwirtschaft soll die Erde in Ruhe gelassen werden, damit sie sich natürlich regenerieren kann. Das Beste daran: Die Beete können auch von den kommenden Generationen genutzt werden, weil man nichts mehr verändern muss. Und um das Bodenleben zusätzlich zu verbessern, sind wir momentan dabei, unsere Kompostieranlage fertigzustellen.

Hotel Cas Gasi | Ibiza | Garten | Magazin | luxuszeit.com

„Bei den neuen Gemüsegärten haben wir lange Tische aufgestellt. Hier essen wir gemeinsam zu Abend, das ist wunderschön“, erzählt Maga von Korff.


luxuszeit: Alles, was Sie in Ihrem Garten anbauen, findet in der Küche des Cas Gasi liebevolle Verwendung ... 


Maga von Korff: … absolut. Wir bringen vornehmlich das auf den Teller, was wir auch selbst geerntet haben. Unsere Gäste schätzen das sehr. Viele gehen mit uns in den Gemüsegarten, sind neugierig und interessiert und möchten erfahren, wo und was hier wächst. Später im Restaurant zeigt ihnen dann unser Koch, wie er die „Ernte“ zubereitet hat. Das stößt auf große Begeisterung. Unsere Gäste erleben unseren Garten sozusagen interaktiv. Für mich ist das authentisches Farm-to-table. Diesem Prinzip folgen wir ganz selbstverständlich, ohne groß darüber zu sprechen, weil es für uns alltäglich ist. Aus meiner Sicht wird dieser Begriff im Gastgewerbe aus Marketinggründen gerade leider etwas zu häufig gebraucht – jeder möchte mit „grünen Behauptungen“ locken. Umso mehr hat es mich gefreut, dass uns die Financial Times in einem Bericht als eine der Fincas erwähnt, die in nachhaltige Projekte investiert und sie umsetzt. 

Hotel Cas Gasi | Ibiza | Zutaten für Gerichte kommen aus dem Garten | Magazin | luxuszeit.com

Im Cas Gasi wird zum Großteil das serviert, was im hoteleigenen Gemüsegarten gewachsen ist.


luxuszeit: Ihr Haus trägt die Bezeichnung Agroturismo. Im traditionellen Sinn ist damit auch die Einbeziehung der Gäste in die landwirtschaftliche Arbeit gemeint. Wie kann ich mir das im Cas Gasi vorstellen? Kate Moss beim Hühnerstall säubern? Spaß beiseite, möchten ihre Gäste mit anpacken? 


Maga von Korff: *lacht*

Grundsätzlich hält sich die Nachfrage in Grenzen – es kommt natürlich auch auf die Art der Arbeit an. Beim Pflücken der Oliven im September und Oktober beispielsweise oder auch bei kleineren Arbeiten an den Gemüsebeeten gibt es immer Gäste, die mithelfen wollen. Wir versuchen auch eher diejenigen zu beteiligen, die uns ihr Interesse an nachhaltiger Landwirtschaft bekunden und etwas lernen möchten. Hier erlebe ich eine besondere Neugierde gerade bei jüngeren Menschen, die den starken Drang haben, etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Das macht mich glücklich. 


luxuszeit: Apropos „etwas Gutes für die Umwelt tun“, nehmen Sie bei Ihren Gästen einen Sinneswandel, eine zunehmende Sensibilisierung wahr? Sie selbst bezeichnen die Natur als ein Geschenk des Lebens und sind der Meinung, wenn man die begrenzten Ressourcen der Natur nutzt, hat man auch eine ökologische Schuld und muss versuchen, der Natur etwas zurückzugeben. Wie dogmatisch verfolgen Sie diese Überzeugung im Umgang mit Ihren Gästen? Sind Sie da eher entspannt, umsichtig? Immerhin bieten Sie ja auch Ausflüge mit dem Motorboot an ... 


Maga von Korff: Ich sehe schon, dass das Bewusstsein für ein nachhaltiges Leben zugenommen hat – viele setzen sich in bestimmten Bereichen für die Umwelt ein. Wenn es allerdings um den persönlichen Verzicht auf Genuss oder Vergnügen, wie beispielsweise ein Speedboot-Ausflug nach Formentera, geht, sieht die Sache anders aus.Ich persönlich finde das nicht gut, bin aber niemand, der den Gästen in ihrem Urlaub solche Freuden nehmen möchte. Wir sind nicht militant oder dogmatisch – jeder kann hier seine eigenen Entscheidungen treffen, sein eigenes Ding machen. Wenn ein Gespräch aufkommt, sage ich natürlich meine Meinung, weil ich es unverantwortlich finde, auf der einen Seite umweltbewusst sein zu wollen, dann aber doch für eine Stunde zum Lunch nach Formentera zu fahren. Ich versuche, den Gästen Alternativ-Angebote schmackhaft zu machen. Auf der Insel gibt es so viel Schönes zu entdecken, sei es die Natur, die Pflanzenwelt aber auch die Kreativität, der Bohemian Lifestyle, der hier gelebt wird. Unsere Guides begleiten die Gäste auf Wunsch und vermitteln ihnen die Besonderheiten Ibizas. Für die jeweiligen Touren stellen wir normale und elektrische Fahrräder sowie E-Autos zur Verfügung – und für den Trip nach Formentera buchen wir auch gerne ein Segelboot. Alles in allem kann ich aber sagen, dass wir viele Gäste haben, die auf unserer Wellenlänge sind und unser Ethos mit(er)leben. Das finde ich wunderbar.

Hotel Cas Gasi | Ibiza | Ausblick | Magazin | luxuszeit.com

Der Blick aus einem der Zimmer offenbart die ibizenkische Landschaft.


luxuszeit: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst auf Reisen sind? Haben sich Ihre Ansprüche, was Hotels angeht, verändert? 


Maga von Korff: Ja, unbedingt. Wenn ich Hotels aussuche, bevorzuge ich heute die kleinen Häuser unter familiärer Leitung. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich Inhaber mit viel mehr Detailverliebtheit und Verantwortung um ihr Haus kümmern als die großen Hotel-Ketten dafür an Zeit aufwenden können. Große Luxushäuser müssen perfekt sein, aber es fehlt an Persönlichkeit. Für mein Empfinden ist gerade das Unvollkommene Teil der Perfektion. Kleine, liebenswürdige „Fehler“ vermitteln mir das Gefühl von Menschlichkeit, von Authentizität. In letzter Zeit habe ich zudem eine Vorliebe für Hotels ohne Fernseher entwickelt und verspüre regelrecht Freude daran, etwas zu verpassen. Wahrscheinlich werde ich im Cas Gasi die Fernseher auch irgendwann abschaffen. Man kann einfach noch so viel machen … gut ist niemals gut genug. 


luxuszeit: Ist diese eben angesprochene Maxime Gut ist niemals gut genug für Sie eher Hindernis oder Motivation? 


Maga von Korff: Ich finde diese Maxime positiv, sie entspricht meinem Naturell. Nur sollte man sich dabei nicht verbiegen und die Dinge gelassen angehen. Das gelingt mir heute besser. Ich habe ständig Ideen und Gedanken, die ich realisieren möchte – am besten alle auf einmal und alle gut. Das treibt mich an und macht mir Spaß. Dabei geht es nicht um das eine, hehre Ziel, das ich erreichen möchte. Vielmehr möchte ich neue Sachen ausprobieren, lernen, kreativ sein und dabei etwas Sinnvolles tun. Wenn ich durch unseren Garten oder unser Haus gehe und all die Dinge sehe, die ich geschaffen habe, macht mich das stolz und motiviert mich, weiterzudenken und das ein oder andere vielleicht noch besser zu machen. 


luxuszeit: Wir haben uns kürzlich in unserem Magazin mit der Neu-Definition von Luxus befasst. Der New Luxury dreht sich um Werte statt um Überkonsum. Der Faktor Zeit spielt dabei eine große Rolle. Was ist Luxus für Sie persönlich und wie verbringen Sie Ihre luxuszeit? 


Maga von Korff: Ich bin gerne auch mal alleine unterwegs, da ich sonst ja immer unter Leuten bin. Auf Île de Ré an der Westküste Frankreichs beispielsweise habe ich ein kleines Hotel in Saint Martin entdeckt, in dem es übrigens auch keinen Fernseher gibt. Ich leihe mir ein Fahrrad und erkunde die Umgebung. Ich denke, es geht darum, die freie Zeit bewusst zu genießen, sich vor Augen zu halten, dass das Leben endlich ist und dass man die Möglichkeit hat, jeden Augenblick auszukosten – das ist für mich Luxus, absolut. Ich glaube, wir möchten nicht mehr diesen Konsumtrend verfolgen, sondern uns mehr auf das Sein konzentrieren, uns fühlen und selbst erfahren. 


luxuszeit: Eine letzte Frage: Sind wir auf dem richtigen Weg? 


Maga von Korff: Wir sind auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Wir haben ein neues Bewusstsein für die Fragilität unserer Erde entwickelt, nehmen Dinge in die Hand und setzen selbst etwas um. Natürlich müssen wir Kompromisse eingehen, Rückschläge einstecken – wie die aktuelle weltpolitische Lage mehr als deutlich macht. Aber wir müssen positiv bleiben und Dinge vorantreiben, die einen Wert für Mensch und Natur haben. Das versuchen wir im Cas Gasi im Rahmen unserer Möglichkeiten. Wenn ich mit meiner Hündin Viz durch unseren Garten spaziere, unsere netten Gäste um mich habe und sehe, wie gut es uns geht, fühlt sich das für mich wie der richtige Weg an und ich muss sagen: Ich bin ein sehr glücklicher Mensch.

Hotel Cas Gasi | Ibiza | Maga von Korff mit Ehemann Luis | Magazin | luxuszeit.com

Maga von Korff und ihr Ehemann Luis Trigueros verfolgen im Cas Gasi gemeinsame Ziele.


Schlusslicht:


Gastfreundschaft oder Freundschaftsgast?

Eher Gastfreundschaft. 


Gott oder die Welt?

Die Welt. 


Avantgarde oder Mainstream?

Avantgarde. 


Tee oder Rotwein?

Beides. Jetzt mehr Tee. 


Eklektizismus oder künstlerische Freiheit?

Ich bin mehr Eklektizismus. 


Multitasking oder Fokus?

Multitasking – mit dem Wunsch, mehr zu fokussieren. 


Umweltschutz: Tragödie oder Erfolg?

Erfolg – würde ich sagen.

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