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Auf der Suche nach dem wahren Ich

11. August 2022
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Suse Kohler | Künstlerin | Tegernsee | luxuszeit.com
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Bilder, ob bewegt oder still, waren schon immer ein großer Anziehungspunkt für Suse Kohler. Ihre Leidenschaft und Faszination für die Leinwand, zum Malen ließ sie nie los. Die Mutter von vier Kindern erfüllte sich spät den Wunsch, das Malen von Grund auf zu erlernen. Den Durchbruch schaffte Suse Kohler mit ihrer Portraitserie „Machtköpfe“. Die bodenständige, erfolgreiche Künstlerin ist ein Paradebeispiel für Menschen, die an sich glauben, nicht aufgeben und ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Wie sie sich ihren Traum erfüllt hat, erläutert sie eindrucksvoll im Interview. Karin von luxuszeit hat sie in ihrem Atelier am Tegernsee besucht.

von Karin Ziegelasch

luxuszeit: Die Headline Ihrer Vita, gefunden auf Ihrer Website, „vom Sein und Werden“ ist nicht nur eine Parabel für Ihr künstlerisches Schaffen, sondern trifft im Gleichklang ebenso Ihren persönlichen Lebensweg. Beruflich gestartet im Marketing in der Werbe- und Filmbranche, dann gewechselt in die Mutterrolle mit vier Kindern und heute sind Sie eine anerkannte, freischaffende Künstlerin. Ohne Zielstrebigkeit und Talent ist das sicherlich nicht machbar.Welche Kriterien waren sonst noch ausschlaggebend für Ihren künstlerischen Weg?


Suse Kohler: Der Mut, es zu tun, nach draußen zu gehen und einfach nur zu machen. Die Entscheidung, mich mit aller Konsequenz auf das Malen einzulassen, konnte ich aber erst realisieren, als meine Kinder etwas älter waren. Ich kann nur jeder Frau und Mutter nach einer längeren Kinderpause den Rat geben, wer Kinder großgezogen hat, besitzt so viel Potenzial. Geht euren Weg, ihr könnt es! Folgt eurer Passion und lasst euch nicht zu stark von euren Zweifeln beeinflussen. Wagt den Schritt und macht was daraus.

Suse Kohler | Korbinian Kohler | Lazy Gallery | Machtköpfe | luxuszeit.com

Suse Kohler mit Ehemann Korbinian Kohler auf ihrer Ausstellung in der Lazy.Gallery.

luxuszeit: Eine aus großer Überzeugung ausgesprochene Erkenntnis. So richtig Fahrt hat Ihre Karriere als Künstlerin aufgenommen, als Sie sich entschieden haben, von Werner Maier, dem Maler des Lichts, gecoacht zu werden ...


Suse Kohler: ... eine schöne, aber auch aufregende und vor allem lehrreiche Zeit. Wir haben gut anderthalb Jahre sehr intensiv gearbeitet. Wir haben zusammen gemalt, sind in Ausstellungen gegangen und er hat mit seinem Wissen sowie seinem tiefen Verständnis für Kunst die Basis für meinen künstlerischen Weg gelegt.


luxuszeit: Der perfekte Coach für eine angehende Künstlerin, die auf der Suche ist. Werner Maier beherrscht viele verschiedene Maltechniken – Acryl, Öl, Aquarell, Mixed Media, Tusche, Bleistift, Pastell sowie Radierung – und setzt bei seinen Werken gezielt die unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten ein, die jede der Maltechniken ihm bietet ...


Suse Kohler: ... ein faszinierender Mensch und Künstler. Werner hat mir nicht nur die wesentlichen Skills vermittelt und Techniken gelehrt, sondern auch nahegelegt, wie ich Bilder dramaturgisch aufbaue und mein Verständnis für Kunst erweitert – professionalisiert. Ich wollte das Malen so richtig von Grund auf erlernen.


luxuszeit: Und Sie haben das nötige Vertrauen in Ihre Kunst gewonnen und sind nach nur anderthalb Jahren Coaching einen weiteren großen Schritt nach vorne geprescht und haben sich mit Ihrer Mappe für ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste an der Alten Spinnerei Kolbermoor beworben. Studienleiter ist Professor Markus Lüpertz ...


Suse Kohler: ... ein weltweit renommierter Künstler und ich, die Mutter von vier Kindern vom idyllischen Tegernsee. Kaum zu glauben, aber wahr.


luxuszeit: Bei den Bewerbungsunterlagen für den Studiengang 2022 habe ich folgenden Satz gefunden: Ausschließlich mit Talent, Bildung und Durchsetzungskraft sowie Leidenschaft für das Medium wird der angehende Künstler hier bestehen können. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie erfahren haben, dass Sie aufgenommen worden sind?


Suse Kohler: Ein wahnsinnig gutes Gefühl. Die vergeben nur 15 Plätze und ich bin dabei. Mir ist schon bewusst, dass ich mich vor meiner außergewöhnlichen Lehrzeit mit Werner Maier mich nie getraut hätte, dort meine Mappe einzureichen. Doch ich hatte mein Ziel vor Augen, ich wusste aber nicht wirklich, was mich erwartet. Und die tiefreichende Aussage des wunderschönen Satzes meines Mentors, Werner Maier – die Malerei schenkt mir unvergleichliche Erlebnisse und versetzt mich immer wieder in großes Staunen – ist nach den Jahren des Wartens auch für mich real geworden.


luxuszeit: Markus Lüpertz hat Sie sicher auf das nächste künstlerische Level gebracht. Welche Erlebnisse und Erfahrungen mit ihm haben Sie am stärksten berührt?


Suse Kohler: Ihm geht es nicht darum, ob ein Bild gefällt, es interessiert ihn letztendlich nicht, was auf dem Bild zu sehen ist, sondern wie ich es male und mit welcher Technik. Ich werde nie vergessen, wie wir über jeden noch so kleinen Pinselstrich intensiv diskutiert haben und ich meine Art zu malen kraftvoll verteidigen musste. Mit dem Lüpertz habe ich echt gekämpft. Es ist einfach nur unglaublich, wie er mich künstlerisch weitergebracht hat. Manchmal habe ich dank seines Coachings nur eine Nuance verändert oder einen anderen Hintergrund gewählt und das Bild hat die Wirkung erzielt, die ich mir vorgestellt habe. Er wollte, dass ich meinen eigenen Weg finde. Er vergräbt sich in die inneren Tiefen des Ichs. Er will alles aus einem rausholen. Die Erkenntnisse dieser intensiven, impulsiven Diskussionen sind in mir fest verankert. Wenn ich male, höre ich heute noch seine prägnante Stimme. Ich bin mir sicher, dass Lüpertz heute schon weiß, wie ich in zehn Jahren malen werde. 


luxuszeit: Bevor wir einen Blick in Richtung der Zukunft Ihres künstlerischen Schaffens wagen, würde ich gerne mehr erfahren über Ihre Liebe und Passion für Portraits.Warum Köpfe und wie würden Sie Ihren Stil, Ihre Art zu malen, beschreiben?


Suse Kohler: Bevor ich mit dem Malen beginne, gehe ich total in die Interaktion mit der Person, die ich portraitiere. Das ist ein sehr intensiver Prozess. Denn ich will alles über die Person wissen. Ich starte mit einer sehr detaillierten Recherche. Ich schaue mir sehr viele Bilder und Filme an, höre auf die Melodie der Stimme und will erkennen können, wie er/sie sich im privaten sowie im öffentlichen Umfeld verhält. Ich will den Charakter verstehen, seine/ihre Seele ergründen, um zu erkennen, was den Menschen ausmacht. Ich will, dass er er/sie auf dem Portrait echt aussieht und vom Betrachter erkannt wird. Ich bin mit dem Portrait sehr eng verbunden, ich liebe es Portraits zu malen. Aber niemals fotorealistisch und ich will auf keinen Fall in Richtung Karikatur gehen. Denn ich mag es nicht, zu überzeichnen.

Suse Kohler | Konrad Adenauer | Machtköpfe | Portrait | luxuszeit.com
Ein Porträt von Konrad Adenauer aus Suse Kohlers Serie „Machtköpfe".

luxuszeit: Kurz, Sie suchen das wahre Ich ...


Suse Kohler: ... und erst wenn ich mir sicher bin, es gefunden zu haben, fange ich mit dem Prozess des Malens an und meine Ausgangslage sind immer die Augen. Die Augen eines Menschen sind das Spiegelbild seiner Seele. Wenn ich es schaffe, den Betrachter des Portraits über die Augen zu gewinnen und ihn für einen Moment festhalten kann, er genau da eintaucht, dann findet ein erster intensiver Austausch statt, bevor die eigentliche Gedankenreise startet und der Betrachter ergründet, was ich mit dem Werk ausdrücken will. Wenn mir das gelingt, habe ich meinen inneren Auftrag erfüllt.


luxuszeit: Die markanten Gesichter auf Ihren Portraits wecken in mir die Erinnerung an alte Schwarzweißfotografien, doch durch Ihren besonderen Pinselstrich und mittels der poppigen Hintergründe haben Sie Ihren eigenen Stil kreiert. Reizt es Sie nicht, nach der Erfahrung mit Lüpertz noch freier mit den Portraits umzugehen?


Suse Kohler: Es reizt mich schon, loszulassen und frei zu malen. Doch ich brauche was Gegenständliches auf dem Bild. Ich hadere aber natürlich mit meinem Anspruch, dem Willen, dass der Portraitierte vom Betrachter erkannt werden soll. Diesen Weg so zu gehen, das so zu tun, ist für mich ein unglaublicher Prozess, ein harter Kampf. Mir fällt es sehr schwer, die Portraits abstrakter zu malen. Jeder Pinselstrich, der das Erkennen erschwert, fühlt sich für mich an wie eine Verletzung. Das tut mir körperlich weh.

Suse Kohler | Christian Wulff | LazyGallery | Machtköpfe | luxuszeit.com
Auch der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff besucht die Ausstellung „Machtköpfe" in der Lazy.Gallery.

luxuszeit: Kein leichter Weg. Kreativ Tätige können oft nur schwer erklären, wie die Ideen in ihren Köpfen entstehen. Wie finden Sie Ihre Inspiration?


Suse Kohler: Oft sitze ich einfach nur so da, fast wie in Trance. Irgendein Gedankengang rauscht an mir vorbei, ich sehe Farben und dann werde ich so richtig hungrig nach mehr. Ich fange an zu scribbeln und wie vom Schlag getroffen versinke ich total in meiner Bilderwelt. Bei mir im Kopf werden ganze Filme abgespult. Bei den Köpfen versinke ich komplett in das eine Bild, den Menschen, seine Geschichte, seinen Habitus. Es entwickelt sich eine Vorstellung, und dann funktioniert es wie von selbst ...


luxuszeit: ... und wenn das Bild fertiggestellt ist ...


Suse Kohler: ... schleppe ich es in unser Esszimmer, stelle das Bild auf das Klavier und betrachte es von Weitem in einem anderen Licht und aus einem anderen Winkel. Ich sehe die Farben anders und entdecke das Bild neu. Die Parts, die man besser machen könnte, fallen einem erst nach ein paar Tagen auf – obwohl man die ganze Zeit beim Arbeiten im Atelier das Bild anschaut – das ist schon unglaublich. Vor allem zu meinen großen Portraits entwickle ich so eine enorme Nähe, ich lebe mit dem Bild.


luxuszeit: Alles, was Sie anfassen ist von einer beeindruckenden Intensität geprägt. Und jetzt der Blick in die Glaskugel. Wie sehen Sie Ihr Schaffenswerk in 10 Jahren?


Suse Kohler: Eine gute Frage. Ich will nicht stehen bleiben. Ich will mich weiter entwickeln und ich will mich auf keinen Fall festlegen. Ich werde mich nicht beschränken. Es gibt noch vieles zu entdecken, wie beispielsweise sich mit dem Entstehen von Skulpturen auseinanderzusetzen. Ein Bereich, der mich schon immer fasziniert hat. Die Malerei will ich mir total offenlassen und mich nicht in ein Korsett zwängen.Denn einfach machen, ist die größte Freiheit, die ich als Künstlerin erleben kann.


luxuszeit: Sie investieren enorm viel Zeit und Leidenschaft, um Ihre Ziele als Künstlerin zu erreichen. Wie verbringen Sie Ihre freie Zeit – wie sieht für Sie Ihre persönliche „luxuszeit“ aus?


Suse Kohler: Mein Luxusfaktor Zeit ist schnell erklärt. Ich möchte Zeit mit meiner Familie, meinem Mann verbringen. Denn die Familie steht für mich ganz oben. Für mich ist es einfach nur schön, wenn wir gemeinsam was unternehmen, auf den Berg gehen ... Es muss nichts Großes sein, aber ich möchte, dass wir diese Zeit bewusst miteinander erleben.


luxuszeit: Danke für das intensive und offene Gespräch.

Suse Kohler | Matteo Thun | Lazy.Gallery | Machtköpfe | luxuszeit.com

Suse Kohler zusammen mit dem italienischer Architekt und Designer Matteo Thun auf ihrer Ausstellung in der Lazy.Gallery.

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Infos zu aktuellen Ausstellungen finden Sie unter www.susekohler.art

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