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„Wir leben Nachhaltigkeit ganz selbstverständlich“

22. September 2022
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Sepp Kröll | Martina Kröll | Wiesergut | Hinterglemm | Nachhaltigkeit | luxuszeit.com
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Immer mehr Hoteliers setzen auf grüne Konzepte und eine umfassende Strategie zur Schonung von Ressourcen. Gleichermaßen steigt bei Gästen die Erwartung an das Gastgewerbe, ökologisch verantwortlich zu agieren. luxuszeit hat sich zu diesem Thema mit Gastgebern und Gastgeberinnen getroffen, die sich für nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln auf unterschiedliche Art und Weise engagieren. Für unser erstes Gespräch treffen wir Sepp Kröll, Landwirt und Inhaber des Designhotels Wiesergut und der Wieseralm, in Hinterglemm – einen der leisen Pioniere in Sachen Nachhaltigkeit.

von Karin Ziegelasch

luxuszeit: Ich habe mal gelesen, dass Sie Zeit in der Natur als tiefes Glück empfinden. Umso mehr liegt es Ihnen sicherlich am Herzen, dazu beizutragen, diese wundervolle Natur zu erhalten? 


Sepp Kröll: Unbedingt. Meine Familie und ich leben Nachhaltigkeit ganz selbstverständlich – privat und im Wiesergut. 


luxuszeit: Sie beziehen Ihr Trinkwasser aus der hofeigenen Quelle? 


Sepp Kröll: Nicht nur das Trinkwasser. Unsere zwei hofeigenen Quellen versorgen das ganze Wiesergut mit qualitativ hochwertigem Wasser. Egal ob Sie duschen, baden oder in den Pools schwimmen – das Wasser stammt aus unseren Quellen.

Wiesergut | Sepp Kröll | Nachhaltigkeit | Infinity Pool | luxuszeit.com
Der Außenpool im Grünen mit Wasser aus den hofeigenen Quellen


luxuszeit: In der Küche des Wieserguts finden ausschließlich Erzeugnisse aus biologischer Landwirtschaft Verwendung?


Sepp Kröll: Das ist richtig, aber für mich ist auch der regionale Aspekt sehr wichtig. Die Beziehungen zu unseren regionalen Lieferanten haben wir über Jahre sorgsam aufgebaut. Heute haben wir ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, können uns zu hundert Prozent aufeinander verlassen. Wir sind regelmäßige Abnehmer, weil wir kaum saisonale Schwankungen haben und können so auch unsere Partner in der Region unterstützen. Wir bekommen wiederum tolle Produkte, wie z.B. den Honig aus dem Hinterglemm oder ganz frische Ware von den nahegelegenen Obst- und Gemüsebauern. Sozusagen ein respektvolles, gegenseitiges Geben und Nehmen.


luxuszeit: Und Kräuter finden sich auch in Ihrem eigenen Sommergarten ...


Sepp Kröll: Unser Küchenteam bedient sich gerne aus unserem Kräuterbeet oder nutzt besondere Wild-Kräuter, die gleich oberhalb vom Wiesergut zu finden sind. Meine Eltern bringen von ihren Wanderungen auch regelmäßig Beeren oder Pilze mit, die dann direkt in der Küche verarbeitet werden und auf die Speisekarte kommen. Ich kann den Gästen am Abend erzählen, von welchem Berg die Schwammerl oder Heidelbeeren stammen, die sich jetzt auf ihren Tellern wiederfinden. Das kommt ziemlich gut an, weil es nicht künstlich inszeniert wird, sondern echt ist. Meine Mutter backt zum Beispiel jeden Tag das traditionelle Wiesernbrot im Holzbackofen und macht auch Butter und Frischkäse für das Frühstück selbst ...

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Zum Frühstück gibt es viele regionalen Produkte und Selbstgemachtes.


luxuszeit: Sie züchten Ihre eigenen Pinzgauer Kühe, eine vom Aussterben bedrohte Rasse, die Sie liebevoll „Girls“ nennen ... und die sich irgendwann auch auf der Speisekarte im Wiesergut wiederfinden?


Sepp Kröll: Ja, so ist das Leben – das ist der natürliche Kreislauf. Ich bin so groß geworden und kenne es auch als Landwirt nicht anders. Trotzdem habe ich einen starken Bezug zu meinen Girls. Auf der Alm leben sie wie im Paradies, dürfen sich frei bewegen und werden nicht künstlich auf eine Leistung hin getrimmt. Die sind fit, gesund und voller Energie. Ich brauche zum Beispiel nie einen Tierarzt. Als ausgebildeter Züchter weiß ich, wie wichtig die richtige Haltung ist. Bei mir gibt es auch keine extreme Fütterung, weil ich nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt „liefern“ muss. Das ist ein gewisser Luxus. Ich lasse die Tiere gut leben und entscheide nach Gefühl, wann es soweit ist. So ganz leicht fällt mir das aber, ehrlich gesagt, auch nicht immer ...

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Die Pinzgauer „Girls“


luxuszeit: Und Sie jagen auch das Wild selbst?


Sepp Kröll: Aktuell habe ich zu wenig Zeit und überlasse das Jagen meinem Vater. Aber ich bin gern im Wald und für den gesunden Erhalt ist die richtige Balance zwischen Natur und Tier äußerst wichtig. Dafür steht für mich der Beruf des Jägers und nicht dafür, in Afrika Jagdtrophäen zu sammeln. Wenn ich meinen Gästen erzähle, dass das Wild von meinem Vater erlegt wurde und wo genau, merke ich anhand des Feedbacks, dass es hier eine gesteigerte Sensibilisierung gibt. Ich glaube, dass es zunehmend wichtig für die Leute wird, Ursprung und Verarbeitung ihrer Nahrungsmittel zu kennen.


luxuszeit: Kommt Ihnen Ihre Ausbildung als Landwirt dahingehend zugute, dass sie Ihnen als Hotelier auch nochmal eine andere Sichtweise auf verantwortungsvolles, achtsames Handeln im Umgang mit Natur, Mensch und Tier gibt?


Sepp Kröll: Natürlich, ich bin so erzogen worden, meine Frau und meine Familie – wir leben das ja. Wir brauchen uns da nicht irgendwo hin zwingen und Werte neu definieren. Was wir tun, ist hundert Prozent authentisch und wir lieben das. Wir leben generell nachhaltig.

Neben unseren lokalen Bauern beschäftigen wir beispielsweise auch kleinere Manufakturen, die auf traditionelle Handwerkskunst setzen. Unsere neuen Leinenservietten stammen aus einer Salzburger Weberei, die meine Frau entdeckt hat. Sie sind handgewebt, die kommen nicht irgendwo her, da ist keine Kinderarbeit dabei. Sie kosten das x-Fache, aber das ist es uns wert.


luxuszeit: Wobei wir schon beim Design, einer weiteren Leidenschaft von Ihnen, wären ... diese zeigt sich sowohl bei der Architektur als auch bei der puristischen Innenausstattung des Wieserguts und ist bis ins kleinste Detail spürbar. Woher kommt Ihr Faible fürs Design?


Sepp Kröll: Meine Frau und ich waren immer schon affin für alle schönen Dinge im Leben. Ich glaube, man kann sich so ein gewisses Ästhetik-Empfinden aneignen, ein Gespür dafür entwickeln. Das gilt für Design genauso wie für Mode. Wir wissen, was uns gefällt – wir sind nicht modisch, wir sind modern. Ich sage bewusst modern, weil modern nachhaltiger ist, modisch dagegen vergänglich, kurzfristig. Hochwertige, natürliche Materialien, wie zum Beispiel ein einfacher Eichenholzboden, altern in Würde und werden mit den Jahren immer schöner.

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luxuszeit: Welche Aspekte waren Ihnen beim Bau bzw. Ausbau des Wieserguts wichtig? Mussten Sie dafür auch Kompromisse eingehen?


Sepp Kröll: Wir wollten das Stammhaus nicht neu bauen, mussten es aber aus statischen Gründen. Also haben wir auf alte Grundmauern gebaut. Wir waren der Meinung, es ist respektvoller unseren Vorfahren gegenüber, das alte Bauwerk zu verwenden und die Energie einfließen zu lassen.Bei der Planung haben wir kompromisslos agiert. Wir haben uns sehr viel Zeit gelassen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Uns war dabei auch wichtig, das Wiesergut weiterzudenken und die entsprechende Basis zu schaffen.


luxuszeit: Gibt es neue Projekte, auf die Ihre Gäste gespannt sein dürfen?


Sepp Kröll: Es ist immer etwas gedanklich im Entstehen – aber noch nicht spruchreif. Was ich heute schon sagen kann, ist, dass wir uns zimmermäßig nur minimal (max. 12 Personen) vergrößern werden. Wir lassen uns Zeit, wollen gesund wachsen und den Mehrwert der Natur im Wiesergut weiter ausbauen.


luxuszeit: Apropos Gäste, jeder, der schon mal im Wiesergut war, schwärmt von einem wundervollen Ort, an dem man sich einfach wohlfühlen muss – getreu Ihrer Aussage „Wir nennen es Glück“.Bestärkt Sie das positive Feedback bei dem, was Sie tun und noch vorhaben?


Sepp Kröll: Natürlich. Das ist die zusätzliche Bestätigung für das, was wir selber spüren. Wir sind schon überzeugt, aber das soll nicht arrogant klingen.


luxuszeit: Könnte man abschließend sagen, dass das Wiesergut Ihre persönlichen Werte und die Ihrer Familie – Naturverbundenheit, Achtsamkeit, Respekt – widerspiegelt?


Sepp Kröll: Absolut, hundert Prozent authentisch. Wir könnten zu jedem noch so kleinen Detail eine persönliche Geschichte erzählen, das Gegenüber wird spüren, dass das wir sind, nicht der Architekt oder Designer, kein Berater, sondern wir. Das ist das, was uns wahrscheinlich am meisten von vielen anderen Gastgebern unterscheidet.

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Schlusslicht:


Pinzga’ Zwickl oder Grüner Veltliner Smaragd?

Veltliner


Wanda oder Andreas Gabalier?                         

Wanda


Burger oder Ceviche?                                      

Ceviche


Upcycling oder Vintage?                                 

Upcycling


Ibiza oder Island?                                            

Island


Gugelhupfgeschwader oder Thor?                     

Gugelhupfgeschwader

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