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Luxusreisen definieren sich neu

01. August 2022
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Hybrid Experiences | Ein hybrider Mix aus echtem Abenteuer, Naturverbundenheit, Luxus sowie innerer Einkehr und Wohlbefinden | von Claudia Bette-Wenngatz | luxuszeit.com
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Hybrid Experiences | Ein hybrider Mix aus echtem Abenteuer, Naturverbundenheit, Luxus sowie innerer Einkehr und Wohlbefinden | von Claudia Bette-Wenngatz | luxuszeit.com

Der Luxus-Reisemarkt boomt – am deutlichsten ist dies erkennbar auf den weltweiten Branchentreffen, wie der ILTM (International Luxury Travel Market) Africa, die vor wenigen Wochen in Kapstadt/ Südafrika stattgefunden hat. Unsere luxuszeit Autorin Claudia Bette-Wenngatz war als einzige deutsche Vertreterin eingeladen und konnte feststellen: Die Stimmung signalisiert Hoffnung und Aufbruch – und die Definition von Luxusreisen wird neu gedacht. 

von Claudia Bette-Wenngatz

Dabei zeichnen sich sieben Trends ab, die die brasilianische Journalistin und Luxus-Insiderin Juliana A. Saad für die ILTM recherchiert und zusammengetragen hat. Hier erklärt und kommentiert unsere Autorin diese neuen Entwicklungen, die alle eines gemeinsam haben: Verantwortungsvoller planen und achtsamer mit sich selbst, seinen Mitmenschen und der Natur umgehen. So sieht das Reisen der Zukunft aus.  


Trend 1: Conscious Travel   

Bewusstes, achtsames Reisen anstatt Massentourismus. Urlaubsziele werden bedachter ausgewählt – auch im Hinblick auf Land und Leute. Dabei spielen neben Nachhaltigkeit, Wellness und Abenteuer, Aspekte wie kultureller Austausch und Erfahrungen mit der Bevölkerung eine wichtige Rolle. Urlaubsreisen sollen uns ein bewusstes Miteinander der Kulturen vermitteln. 

Der Reisende möchte nicht mehr nur Zuschauer sein, sondern unterstützen und sich vor Ort mit einbringen, sei es bei Umweltprogrammen oder bei Projekten lokaler Produzenten oder Künstler.    


Trend 2: TA (Travel Agent) Hype  

Mit dem „TA Hype“ ist die wiederentdeckte Wertschätzung von Reisebüros und Reiseberatern gemeint. Seit Beginn der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig die Travel Agents sind, um bestehende Buchungen zu canceln, umzuleiten oder neu zu buchen. Gerade Luxus-Reisende werden zukünftig bei der Reiseplanung mehr denn je auf den Rat von Fachleuten hören, ihr Wissen, ihre Verbindungen und ihren professionellen Service nutzen. Wirkliche Profis können ihre Kunden einschätzen, das beste Produkt für sie herausfinden, sich individuell und flexibel auf Wünsche und Bedingungen vor Ort einstellen und damit zum perfekten Navigator für einen sorgenfreien Traumurlaub werden. Im Luxus-Reisemarkt sind und bleiben sie unverzichtbar. 


Trend 3: Staycation  

„Urlaub zuhause“ bekommt einen neuen Stellenwert und intensiviert das Bewusstsein für die eigene Stadt und das eigene Land: Luxus-Reisende werden ihren Blick nicht mehr nur in die Ferne schweifen lassen, sondern mit Neugier auch die nahe Umgebung erkunden.  

Attraktionen in unmittelbarer Nähe werden entdeckt und erlebt. Dazu gehören Besuche in angesagten Kunstgalerien oder Museen, genauso wie das Stöbern durch hippe Boutiquen oder die Wellness-Behandlung im Day-Spa. Auch eine Hotel-Übernachtung in der eigenen Stadt eröffnet ganz neue Perspektiven.  Der „Heimaturlaub“ verändert den Blickwinkel – wir nehmen unsere Umgebung nicht mehr nur als Einwohner, sondern auch als Besucher, als Gast wahr. Staycation wird zu einem besonderen Reise-Experiment, bei dem wir uns bestens verwöhnen lassen und erholen können – ohne lange Anreisezeiten und Warteschlangen am Flughafen.  

Claudia Bette-Wenngatz auf der ILTM in Kapstadt | luxuszeit.com
Claudia Bette-Wenngatz auf der ILTM in Kapstadt

Trend 4: Positive Luxury   

Hier geht es darum, Luxusreisen für die Umwelt so positiv wie möglich zu gestalten und die durch die Reise verursachten Emissionen so gering wie möglich zu halten. Als Globetrotter nutzen wir Flugzeuge, um zum Ziel zu kommen und wissen doch gleichzeitig, dass wir damit die CO2 Emissionen erhöhen. Wie also können wir den CO2-Fußabdruck, den wir auf unseren Reisen hinterlassen, minimieren bzw. ausgleichen? Das funktioniert beispielsweise dann, wenn wir längere Aufenthalte planen, aufs Fliegen verzichten, wo es geht oder Ziele wählen, die wir auch mit dem Zug erreichen können.  

Vor Ort können wir ein Zeichen setzen, indem wir unsere Aktivitäten nachhaltig gestalten, lokale Produkte wählen, Energie sparsam und effizient nutzen und Hotels aussuchen, die verantwortungsvoll und umweltbewusst handeln und Nachhaltigkeit per Zertifikat nachweisen können. Es bietet sich auch die Möglichkeit, für eines der zahlreichen Umweltprogramme vor Ort zu spenden, wie zum Beispiel für das Korallenprojekt auf den Malediven, oder für eines der WMF-Projekte für die wichtigsten Ökoregionen der Welt. Jeder Beitrag macht einen Unterschied.    


Trend 5: Long & Slow   

Jeder kennt Reisende, die so ambitiös verreisen, dass sie auf der Suche nach dem ultimativen Urlaubserlebnis gestresster zurückkehren als sie gefahren sind.  Es erscheint so, als glauben viele, sie seien nicht gereist, wenn sie das nicht in Form von Bildern, Posts und auf der permanenten Suche nach neuen Abenteuern beweisen können. Dies alles ist anstrengend und nicht immer zielführend, wenn es um eine neue Definition von luxuriösem Reisen geht.    

„Long & Slow“ zielt darauf ab, dass wir unsere Denkweise ändern, um wirklich zu verstehen, warum wir reisen. Letzten Endes ist es nicht allein sinnspendend, wie viele Länder wir besucht haben oder an welchen berühmten Plätzen wir gewesen sind. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, welches Vergnügen und welchen Wert er von einer Reise mitnehmen möchte. Da hilft es, ohne Hast, möglichst lange und vor allem langsam Eindrücke auf sich wirken zu lassen und die Freude des Augenblicks zu genießen, anstatt nach der nächsten Herausforderung Ausschau zu halten.  

„Long and Slow Travel“ bringt uns zurück zum eigentlichen Sinn des Reisens: Neues, Unbekanntes zu entdecken, dabei Freude zu empfinden und jeden Moment ausgiebig zu genießen. Dies können wir erreichen, wenn wir in die neue Welt vollständig eintauchen, länger vor Ort verweilen und die Umgebung langsam erkunden und auf uns wirken lassen. Indem wir Tage des süßen Nichtstuns genießen, gewinnen wir Zeit für uns und unsere Empfindungen, für Begegnungen und um versteckte Schätze zu entdecken. Zeit zu haben und sie sich auch zu nehmen ist der wahre Luxus auf Reisen.   


Trend 6: Hybrid Experiences  

Damit ist ein hybrider Mix aus echtem Abenteuer, Naturverbundenheit, Luxus sowie innerer Einkehr und Wohlbefinden gemeint. Es geht um Erfahrungen, um Wellness bis hin zu einem generellen Reset unseres Lebens, unserer Sicht der Dinge. Der „Abenteuer-Urlaub“ bietet zum einen den perfekten Service und Unterkünfte, die außergewöhnlich, edel und einfach zugleich, und vor allem naturnah sind. Dazu gehören Glamping, komfortable Safari-Zelte ebenso wie Expeditionen in voll ausgestatteten Jeeps, auf dem Pferderücken, auf einem Kamel oder sogar zu Fuß, immer begleitet von erfahrenen Guides – und bei allem ein größtmöglicher Freiraum für persönliche, intensive Erfahrungen. Zum anderen spielt Wellness, das Wohlbefinden im weitesten Sinne, eine zentrale Rolle. In einer Welt voller Hektik, Probleme und Krisen sind mentale und körperliche Gesundheit im ganzheitlichen Sinne existenziell und Reisen in diesem Zusammenhang haben eine hohe Priorität bekommen.  

„Hybrid Experiences‘“ bieten neben spannungsgeladenen Abenteuern komfortable Rückzugsorte zum Ruhe- und Kraftschöpfen aus der Natur sowie qualifizierte, ganzheitliche Wellness-Angebote und sollen das Reisen bis hin zu lebensverändernden Erfahrungen transformieren. 

Claudia Bette-Wenngatz auf der ILTM in Kapstadt/Suedafrika | luxuszeit.com
Claudia Bette-Wenngatz hat auf der ILTM in Kapstadt neue Luxus-Reisetrends aufgespürt

Trend 7: JOMO (Joy of Missing Out)  

Übersetzt bedeutet dieser Trend „Die Freude daran, etwas zu verpassen“ und stellt das Gegengewicht zu „FOMO“ (Fear Of Missing Out) dar, der vor allem von Social Media geschürten Angst, etwas zu versäumen. 

„JOMO“ spielt für die Luxusreisen von morgen eine wichtige Rolle und zielt darauf ab, den Moment bewusst zu genießen und dabei Werte und Erfahrungen zu spüren, die nicht in Aktionen wie der Suche nach dem besten Selfie, dem originellsten Post und der hippsten neuen Destination untergehen. Weniger zu tun bedeutet oft ein Mehr an Lustgewinn. Genießen wir also die Freiheit, selbst zu entscheiden, was unterwegs für uns, für unser Wohlbefinden von Bedeutung ist, ohne uns mit Gedanken an die Wirkung nach außen abzulenken. Einige Hotels greifen diese Strömung bereits auf, indem sie WIFI Verbindungen in bestimmten Bereichen limitieren oder erst gar nicht bereitstellen.  

„JOMO“ schenkt uns Zeit, schärft die Sensibilität, unsere Umwelt wahrzunehmen und in Kontakt mit Land und Leuten zu treten. Es lohnt sich, über die Gründe nachzudenken, warum wir uns auf Reisen wann an welchem Ort befinden und warum das wichtig für uns ist. Diese Gedanken sollten wir auskosten und nicht vorbeiziehen lassen.  

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