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Hotelbericht

Wolkenstein in Gröden, Hotel Tyrol

Gourmethotel im Herzen der Dolomiten

Wolkenstein und das Hotel Tyrol, das ist eine einzigartige Symbiose. Kaum ein Gastbetrieb hat die touristische Entwicklung des ehemaligen Bergdorfs mehr mitgestaltet und davon profitiert wie das Tyrol. Als in den 1960er Jahren die ersten Urlauber in das beschauliche Dolomitendorf kommen, sehen auch die Eheleute Karl Malloyer und Frida Kasslatter, die aus einer Hoteliesfamilie stammt, ihre Chance gekommen. 

1964 beginnt der Bau ihres Hauses, obwohl im Zentrum gleich neben der Kirche gelegen, noch auf der grünen Wiese.  Zwei Jahre später ist es dann so weit: Das dreistöckige Gebäude im alpinen Stil mit insgesamt 70 Gästebetten begrüßt die ersten Gäste und wird rasch zum bevorzugten Sommerdomizil von Berühmtheiten wie dem italienischen Staatspräsidenten Sandro Pertini sowie wichtiger Unternehmer und Adliger jener Tage. Daher erweitert das Tyrol bereits im Jahr 1978 sein Leistungsangebot mit einem neuen Hallenbad und einem modernen SPA-Bereich.

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Wolkenstein ­ – am Fuße des Sellamassivs

Als ich die Landstraße von der Brenner Autobahn durch das Grödnertal über St. Christina und St. Ulrich nach Wolkenstein fahre, ist mir noch gar nicht bewusst, in welchem Traditionshaus ich gebucht habe. Heute ist Wolkenstein ein betriebsamer Ort mit schicken Hotels, Apartmenthäusern und Restaurants, auf dessen 2.500 Einwohner 8.700 Gästebetten und rund 1,3 Mio. Nächtigungen pro Jahr kommen.


Das auf 1.564 m Meereshöhe gelegene Dorf, in dem auch heute noch Ladinisch gesprochen wird, ist von einer Vielzahl von Naturhighlights wie die Puez-Gruppe, die Cirspitzen und die Langkofelgruppe umgeben. Im Winter locken daher wunderbare Skigebiete wie die berühmte Sella Ronda, im Sommer die unzähligen Wander- und Klettermöglichkeiten der Dolomiten.


Wolkenstein ist traditionell auch als Zentrum der Holzschnitzerei bekannt und zahlreiche Läden locken mit einzigartigen Exponaten. 

Hotel mit Familienanschluss

Das Hotel Tyrol besteht heute aus fast zwei identischen Gebäuden, zwischen denen der 1.200 qm große Wellnessbereich sowie der Außen- und Innenpool angesiedelt sind. Ich finde direkt vor dem Eingang einen Parkplatz und treffe an der Rezeption auf Hotelchefin Bibiana Dirler, die zusammen mit ihrem Mann Maurizio 1990 das Hotel von ihrer Tante Frida übernommen hat. Sie hat fast ihr ganzes Leben im Tyrol verbracht und das Hotelgewerbe von der Pike auf von ihrer Tante gelernt. 


Bibiana bietet mir gleich das „Du“ an und ich habe sofort das Gefühl Teil der familiären Gastfreundschaft zu sein, die das Hotel bereits prägte, als Wolkenstein nur eine kleine Ansammlung alter Bauernhöfe, und das Tyrol eines der wenigen Einkehrorte für Reisende war. Obwohl ich gar nicht erschöpft bin, überredet mich Bibiana dazu erst einmal auf der Terrasse auszuruhen. Ich lass mich auf eine Eckbank fallen, die mit weißen Kunstfellen bedeckt ist, und bestelle einen Aperol Spritz mit einem Tosco Tyrol Brettl, das neben Brot, Speck sowie Hütten- und Schafskäse den berühmten Cinta-Senese Schinken umfasst. Diese Delikatesse aus der Toskana wird aus dem Fleisch der in freier Wildbahn gezüchteten Cinta Senese-Schweine hergestellt und schmeckt gigantisch. Jetzt fühle ich mich richtig angekommen und genieße den Blick auf die in der Sonne schimmernden Dolomitengipfel.

„Seilschaft zur Sieben“ im Gourmetrestaurant Suinsom 

Die Kulinarik nimmt im Hotel Tyrol einen hohen Stellenwert ein. Küchenchef Alessandro Martellini stammt wie Hotelchef Maurizio aus der Toskana und verbindet in seiner Küche beispielsweise frischen Fisch aus seiner Region mit lokalen Südtiroler Produkten. Die Suche und die Auswahl der richtigen Erzeugnisse ist ein wichtiger Teil seiner Arbeit. Die erlesenen Rohmaterialien kauft er ausschließlich bei lokalen Herstellern, mit Ausnahme des Fisches, der natürlich aus dem toskanischen Meer stammen musss. Dazu kommen selbstgemachte Nudeln, Brot, Kuchen und Plätzchen sowie Marmelade. 


Die Gäste können entscheiden, ob sie im eleganten Suinsom, im großzügigen, hellen Saal des Restaurant Tyrol oder in ungezwungener Atmosphäre im Ty Bistrot speisen möchten. Ich habe am ersten Abend einen Tisch im Gourmetrestaurant Suinsom, was auf ladinisch „Auf dem Gipfel“ bedeutet. Hier zeigt Küchenchef Alessandro Martellini mit seinem Team was es kulinarisch heißt, Innovation und Kreativität mit Traditionen zu verbinden. Oder um es mit den Worten von Martellini zu sagen: „Meine Lehrmeisterin ist die Natur: Es ist Kunst, sich spontan zu entfalten in jedem Lebensmittel, jeden Tag.“

Kulinarische Erstbesteigung

Es gibt ein 7-Gang- und 5-Gang-Degustationsmenü jeweils mit oder ohne Weinbegleitung zur Auswahl. Ich habe mich auf Anraten von Bibiana für die längere Version entschieden, die im Suinsom auch „Seilschaft zur Sieben“ heißt. Nach einigen hervorragenden Amuse-Gueuls, die den Begriff „Mundfreude“ wahrlich verdienen, beginnt die Seilschaft mit Goldbrasse auf Sashimi, Puntarella und Kaviar. Es folgen Artischocke mit Rindertartar, Bagna Cauda und Castelmagno, anschließend Ravioli del Pin mit Taube gefüllt an Kürbis und Haselnusswasser, bis es schließlich wieder ans Meer zu Kabeljau mit grüne Sauerampfer-Sauce und Auster geht. Den krönenden Abschluss macht ein Rinderfilet mit Löwenzahl und Kapernjus mit geräuchertem Knochenmark. 


Ich bin begeistert und geschafft zugleich. Meine Geschmacksnerven müssen diese kulinarische Bergtour, bei manchen Gerichten kann man auch von einer Erstbesteigung sprechen, erst einmal verarbeiten. Das Dessert aus halbgefrorener Lakritze mit karamellisierten Tabakblättern an Kaffeesauce probiere ich nur noch aus Neugierde, denn Lakritze konnte ich schon als Kind nicht leiden. Natürlich verfügt das Hotel Tyrol bei solch einer Küche über einen Weinkeller, der den Namen auch verdient. Die Kollektion von Weinen, die feine Etiketten und raffiniertes Südtiroler Terroir miteinander verbindet, umfasst etwa 800 Sorten, wobei der Schwerpunkt auf kleinen Südtiroler Produzenten liegt.


Sommelière Marika Rossi, die aus Verona stammt, hat die Weinauswahl in den letzten Jahren mitgeprägt und ist eine kompetente und herzliche Beraterin. 

Zimmer mit Bergpanorama 

Ich schlafe diese erste Nacht nicht so geruhsam, wie man es bei meinem 35 qm großen Superior-Panorama-Zimmer vermuten könnte. Das liegt nicht am Zimmer, das im Tiroler Stil eingerichtet und mit hochwertigen Stoffen und lokalen Hölzern ausgestattet ist und einen Wohnbereich mit Schreibtisch, Sesseln und Kühlschrank umfasst. Vielleicht hätte ich mich beim Abendessen doch lieber auf eine „Seilschaft zur Fünf“ begnügen sollen. Doch ich bereue nichts! 


Über insgesamt 50 Zimmer verfügt das Hotel Tyrol, wobei alle mit großen Fenstern und Außenbalkonen ausgestattet sind und ein traumhaftes Bergpanorama auf die Langkofel- und Sellagruppe bieten. Das Badezimmer umfasst Dusche und Badewanne, was besonders Skifahrer und Wanderer freuen dürfte. Mir genügt in der Regel ein fester Brausestrahl.


Der Morgen beginnt, wie der Abend aufgehört hat, mit Kulinarik vom Feinsten in Form eines Frühstücks, das aus einem Büffet und einem Á-la-carte Part besteht. Mir genügen heute etwas Brot, Marmelade, Käse sowie ein kleines Omelett. Auf den hausgemachten Kuchen muss ich leider verzichten. Dafür genehmige ich mir einen Mokka und einen frischgepressten Saft, bevor es auf die Sella-Ronda geht. 

Fazit

Das Hotel Tyrol ist nicht nur einzigartig, was seine herzliche familiäre Atmosphäre angeht, es ist auch der perfekte Platz für kulinarische Genießer, die aber trotzdem eine gewisse Bodenständigkeit schätzen. Die meisten Gäste buchen daher Halbpension, in der ein 5-Gang-Menü am Abend inbegriffen ist. Und dieses Menü kann sich sehen lassen: Neben seiner ausgezeichneten Qualität kann der Gast sein Menü individuell nach Geschmack und Hunger auswählen. Sprich, er kann nicht nur zu jedem Gang aus mehreren Gerichten wählen, sondern sich individuell auch mehrere Gerichte aus einem Gang aussuchen. Um es mit den Worten von Bibiana auszudrücken: „Der Gast kann für sein Menü alles wählen. Und wenn er drei Secondi essen möchte, dann kann er das bei uns tun.“

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