Mals, Garberhof
Haus im Wandel
Es ist als Hotelier in Südtirol nicht einfach, sich mit einem 4-Sterne-Superior-Haus von der Konkurrenz abzuheben und den Gästen ein unverwechselbares Urlaubserlebnis zu bieten. Um es vorwegzunehmen, Klaus Pobitzer ist es mit Unterstützung seiner Familie gelungen.
Im sonnenverwöhnten Mals im Vinschgau hat die Hoteliersfamilie in zweiter Generation mit dem neu gestalteten Garberhof eine außergewöhnliche Urlaubsoase geschaffen. Der Name erinnert an den Großvater, der ebenfalls gerne Hotelier geworden wäre, aber seinerzeit die väterliche Gerberei übernehmen musste. Mit dem Ziel, im bestehenden Hotel den Restaurant- und Loungebereich auf das hohe Niveau der Gastronomie anzuheben, entwickelten Klaus Pobitzer und sein Münchner Architekt Thomas Rampp 2015 ein neues Kulinarik- und Raumkonzept. Im Dezember 2017 war es dann so weit: Mit viel Liebe zum Detail wurde der Garberhof in ein Designhotel verwandelt, in dem „leiser Luxus“ gelebt werden soll. Altbewährtes und Neues gehen dabei Hand in Hand.
„Unsere Parameter waren von Anfang an Echtheit und Regionalität. Der offene Blick in die Bergwelt des Vinschgaus sollten in einer Kombination aus Transparenz und Geborgenheit deutlich werden“, erklärt Thomas Rampp, der den Garberhof bereits als Kind mit seinen Eltern besucht hat und seit dieser Zeit mit Klaus Pobitzer befreundet ist. Bei der Umsetzung achtete er besonders auf die Verwurzelung in der bäuerlichen und handwerklichen Tradition Südtirols.
Kultivierte Wohlfühlatmosphäre im Garberhof
Mit Blick auf die über 1.000 Jahre alte Baugeschichte des Vinschgaus wurden daher im neu designten Panoramarestaurant ausschließlich regionale Baustoffe wie Fichte, Lärche oder Naturstein verwendet. Designelemente, darunter mundgeblasene Lampen aus Murano-Glas, eigens für das Hotel kreierte Kupferleuchten und Objekte der Designerkooperative Artisan prägen das Bild des Hauses ebenso wie eine bedeutende Kunstsammlung, die die Hoteliersfamilie Pobitzer bereits seit den 1980er Jahren beständig erweitert. Ausgewählte Werke von Südtiroler Künstlern wie dem Glurnser Paul Flora, Hans Ebensberger, Karl Graser, Erich Stecher und Christian Stecher sorgen für eine kultivierte Wohlfühlatmosphäre im Gastronomie- und Loungebereich.
Die 40 Zimmer und Suiten sind ebenfalls im zeitgenössischen Alpin-Stil gehalten. Sie reichen vom 38 qm großen Standard-Doppelzimmer bis zur 60 qm großen Alpinsuite mit stilvoller Einrichtung und Wohnecke im italienischen Design. Das voll ausgestattete Badezimmer im italienischen Marmor „Travertino Classico“ verfügt neben einer Dusche sogar über eine Whirlwanne. Als Highlight gilt der Balkon mit Sitzecke, der einen wunderschönen Blick auf den Hotelgarten und König Ortler gewährt.
Besonders stolz ist Klaus Pobitzer auf seine zwei brandneuen Chalets, die mit einer raumhohen Glasfront, Terrazzo-Böden, maßgefertigten Möbeln sowie einer 40 m² großen Terrasse zum Relaxen einladen. Sie sind die erste Saison im Betrieb und werden von den Gästen gut angenommen.
Wandel statt Stillstand
„Wenn wir auf unsere fast 40-jährige Hotelgeschichte zurückblicken, sehen wir ein Haus im Wandel“, betont Klaus Pobitzer. „Für uns gibt es keinen Stillstand. Wir wollen uns ständig weiterentwickeln – zusammen mit unseren Gästen und ihren Ansprüchen.“ Dafür sorgt unter anderem die variationsreiche Gourmetküche von Chefkoch Christian Lechthaler, der seit 1999 im hoteleigenen Restaurant Pobitzer kocht und mit seinen Kreationen auch zahlreiche Einheimische und externe Gäste anlockt. Neben dem beliebten Chateaubriand und Traditionellem wie der Vinschger Schneemilch zaubert Lechthaler auch neue Kombinationen wie Bierravioli mit Spanferkelfüllung auf Sauerkraut auf den Tisch.
„Unsere Lieferanten sind Biobauern und Hersteller aus der Region,“ betont Pobitzer. Das Wild bringt manchmal auch Lechthaler selbst von seinen Jagdausflügen mit. Doch nicht nur bei der Kulinarik legt Pobitzer Wert auf eine individuelle Note in seinem Haus, auch bei den Getränken geht der Hotelier, Koch und Sommelier eigene Wege.
Zusammen mit dem Malser Schnapsbrenner Alessandro Secci hat er einen eigenen Gin kreiert. Der „Felix Luis“, benannt nach seinem Sohn, basiert auf einer Fusion des Londoner Gin-Verfahrens und Südtiroler Obstbrennkunst. Sämtliche Botanicals werden einheitlich destilliert und als lokale Note mit einem Marille-Destillat verfeinert. Damit hat der Gin-Liebhaber seine beachtliche Sammlung in der Lounge Bar 1981, dem Herzstück des Hauses, auf über 50 verschiedene Gin-Sorten erweitert. Während seine Gäste sich durch das Sortiment probieren, gesellt sich der Vollblut-Gastgeber gerne auf einen Plausch dazu, denn der gemütliche Austausch „unter Freunden“ hat für ihn zu jeder Zeit oberste Priorität.
Sportlicher und kulinarischer Genuss
Neben dem kulinarischen Genuss kommen viele Gäste – wie auch mein Wanderfreund und ich – wegen der grandiosen Alpenlandschaft, die zahlreiche Wander- und Bike-Wege bereithält, in den Garberhof. Allein der berühmte Weitwanderweg „360° Obervinschgau“ erstreckt sich über 110 Kilometer Länge. Selbst im Winter kommen die Gäste immer häufiger dank der bestens präparierten Wege zum Wandern, freut sich Klaus Pobitzer.
Wir sind zwar im Hochsommer unterwegs, doch Schnee und Eis sehen wir ebenfalls auf den umliegenden Gletschern, als wir eine Tour auf die Oberetteshütte unternehmen. Nach rund 20 Minuten Autofahrt erreichen wir den Parkplatz Glieshof. Von dort starten wir eine abwechslungsreiche Rundtour durch einen alten Lärchenwald bis wir nach zweieinhalb Stunden die Hütte erreichen. Hier zeigt sich einmal mehr, dass in Südtirol selbst auf einer einfachen Alpenvereinshütte das Essen schmecken kann. Die Hütte ist übrigens Ausgangspunkt für die Besteigung des 3.739 Meter hohen Weisskugels und seines Gletschers.
Doch wir werden am Abend wieder im Garberhof und von Meister Lechthaler erwartet und verzichten diesmal gerne auf den Eisriesen. Wer statt Bergwandern lieber auf zwei Rädern unterwegs ist, kann sich im Hotel das passende Bike leihen und zahlreiche Passstraßen wie das Stilfserjoch erkunden. Hartgesottene Wassersportler können sich auch zum Kitesurfen an den naheliegenden 16 Grad kalten Reschensee aufmachen.
Italiens größter Hotel-Hamam
Zum Glück wartet für durchgefrorene Sportler, aber natürlich auch alle anderen Gäste, der neugestaltete Spa-Bereich, der mit einem modernen Holz-Design und der verglasten Poollandschaft mit Innenbecken und Warmwasser-Infinitypool glänzt. Hier stehen regenerierende Massagen, Beauty-Behandlungen, traditionelle Heu-Bäder, Reinigungsrituale und Saunaaufgüsse auf dem Programm. Neben einer großen Finnischen Sauna mit Glasfassade und einer Bio-Sauna, lädt die Terrasse dazu ein, in das Panorama-Becken einzutauchen.
Besonders stolz ist Klaus Pobitzer auf den Hotel-Hamam, einer der größten in Italien: „Wir haben immer gesagt, wenn wir Wellness anbieten, dann richtig.“ Dabei hatte der Hotelier das gleiche Problem wie viele seiner Kollegen: Während Nordeuropäer es gewohnt sind, sich textilfrei in der Sauna aufzuhalten, stößt dieses Verhalten bei Italienern häufig auf Unverständnis, denn sie wollen keine Nackten im Wellness sehen. Durch Zufall stieß Poblitzer auf den idealen Kompromiss für Nudisten und Prüde in Form eines Hamams. Er ließ extra einen türkischen Saunameister kommen, der die Wellness-Belegschaft in diese orientalische Kunst einwies. „Jetzt haben wir eine klassische Sauna und einen Hamam – und alle sind zufrieden,“ freut sich Pobitzer.