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Amerika
Für Menschen, die Hotels mögen
Hotelbericht

Saarlouis, LA MAISON hotel

Ein echtes Schmuckstück im idyllischen Saarland

Die letzte Reise ist schon viel zu lange her und die Sehnsucht nach ein paar Tagen abseits der Realität wächst – ein Mädels-Wochenende ist dringend nötig. Doch wohin zum gepflegten Nichts-Tun und Inspiration schöpfen?

Das LA MAISON hotel mitten im Saarland ist da genau der richtige Ort. Seit seiner Eröffnung regelmäßig mit Design-Awards ausgezeichnet, machen mich vor allem die Geschichte des Hauses und das Mid-Century-inspirierte Interieur des Boutique-Hotels neugierig.

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Das Herzstück des LA MAISON, in dem sich der Front Desk, das LOUIS restaurant und die Aufenthaltsräume befinden, war früher einmal das Oberverwaltungsgericht von Saarlouis. Als Unternehmer und Hausherr Günter Wagner sich seinen Traum vom eigenen Hotel erfüllte, entstanden in Zusammenarbeit mit dem lokal ansässigen Architekten-Duo CBAG ein moderner Anbau und ein Gästehaus, in denen insgesamt 42 Zimmer mit Balkon, 1 Superior Doppelzimmer und 2 Suiten untergebracht sind. Diese gekonnte Mischung aus Historie und Moderne wurde gleich fünf Mal ausgezeichnet, unter anderem mit dem German Design Award und einer Platzierung auf der Shortlist des European Hotel Design Award.

Guten Morgen, Sonnenschein

Für uns geht es nach der Ankunft erst einmal ins Zimmer. Wir werden das Wochenende über im Anbau auf der Seite zum Park nächtigen und zum Parkblick aus der großzügigen Fensterfront passt auch das Interieur: Grün- und Brauntöne in Kombination mit Naturholz und eine Installation an der Decke, die das Gefühl gibt, man würde unter einem Blätterdach liegen. Morgens nach dem Aufwachen die Morgensonne zu genießen, die durch die Bäume scheint und mit einem sommerlichen Lufthauch durch die offene Balkontür noch etwas zu dösen – genau so stelle ich mir den Auftakt zu einem entspannten Wochenende vor.


Als Belohnung für alle, die es an diesem sonnigen Morgen aus den Federn schaffen, wartet ein kleines, aber sehr feines Frühstücksbuffet. Wir verzichten auf die strategisch günstig gelegenen Sitzplätze mit kurzen Wegen zum Buffet und lassen uns an einem Tisch auf der Terrasse nieder. Zum Cappuccino, der zu unserer großen Freude auch mit Hafermilch zubereitet werden kann, gibt es einen Smoothie und die Eierspeisen werden á la carte gereicht: Spiegelei, Rührei, Omelette mit Toppings, pochiertes Ei. Nach dem dritten Gang zum Buffet höre ich dann auf zu zählen, vor allem die Croissants und Pains au chocolat sind einfach zu lecker. Bis wir uns durch alle Leckereien probiert haben, die in kleinen Weck-Gläschen portionsweise angeboten werden, ist der Vormittag schon fast um.


Den Tag verbringen wir getreu unserem Motto „bloß nicht zu viel Action“: Wir spazieren durch die historische Festungsanlage wenige Gehminuten vom Hotel entfernt, die Louis XIV. Ende des 17. Jahrhunderts zur Sicherung der besetzten lothringischen Gebiete errichten ließ, und machen anschließend noch einen Ausflug zur Saarschleife. Wanderbegeisterte können dort auf zahlreichen Routen die Gegend erkunden, auf dem Baumwipfelpfad neues über die Natur der Region erfahren, und sogar einen Wolfspark gibt es in der Nähe.

Sternegastronomie in einzigartigem Ambiente

Mit ordentlich Hunger kommen wir wieder im LA MAISON an – wie gut, dass eine Reservierung im LOUIS restaurant auf uns wartet. Beim Betreten lässt das Interior des ehemaligen Gerichtssaals mein Herz höherschlagen: Fischgrätparkett, hohe Decken und viel Samt – das meiste in Moosgrün, aber auch ein paar einzelne Farbtupfer in pink sind zu finden.

2 Michelin-Sterne für Küchenchef Sebastian Sandor

Wir nehmen auf einer der vier ausladenden Samtbänke Platz, insgesamt sechs Tische gibt es im Innenraum und bei schönem Wetter können auf der Terrasse weitere Gäste ihr Menü genießen. Die Speisen unseres siebengängigen Menüs zeigen, dass Küchenchef Sebastian Sandor nicht nur Gerichte mit Fleisch, sondern auch Vegetarisches hervorragend beherrscht. Dass Sandor einige Zeit in Kyoto und Tokyo verbrachte, wird bei unserem Menü deutlich: Langoustine Vadouvan mit Karotte und Myoga, Seeteufel mit Spargel, Zitronenthymian und Daikon, oder als Dessert Jasminreis, Rhabarber, Sake & Salzzitrone, um nur ein paar Gänge zu nennen. Einfach köstlich! Chapeau!


Wir haben die passende Weinbegleitung zum Menü diesmal ausgelassen und uns für einen Riesling aus der Moselgegend entschieden. Während wir die Kreationen des Küchenteams und das Ambiente genießen, ertappen wir uns immer wieder dabei, wie wir interessiert den Erklärungen und Anekdoten von Sommelier Robert Jankowski an den anderen Tischen lauschen.

Luxus mit einem Augenzwinkern 

Am nächsten Tag haben wir Zeit für einen kleinen Streifzug durch das Haus. Im Untergeschoss, neben der Tür zum Weinkeller, entdecken wir eine Skulptur, die wir mit großem Interesse näher inspizieren. Es scheint eine Art Gourmet-Wolpertinger zu sein: ein Körper aus Holz, der Kopf aus einer alten Fechtmaske und Finger aus dem Geweih von Kleinwild. In den Händen hält die Figur Speisekarten aus aller Welt, darunter eine aus dem Peterberger Hof – das Restaurant von Ernst Wagner, dem Vater des Hoteliers Günter Wagner, in dem die berühmte Wagner-Tiefkühlpizza ihren Ursprung hat. Ob die Skulptur letztendlich die Inspiration für das LA MAISON darstellt, die Günter Wagner in seinen Träumen heimsuchte oder als kulinarischer Lebenslauf dient, erfahren wir aber leider nicht.


Danach führt unser Weg in die Bibliothek und ich stelle schnell fest, dass ich hier problemlos mehrere Tage verbringen könnte. Die Literaturauswahl ist erfrischend vielseitig, von Goethe über Harper Lee und Hemingway bis J.K. Rowling und Sebastian Fitzek findet sich hier so gut wie alles, was Spaß macht. Eine Kurzgeschichtensammlung von Roald Dahl lässt vermuten, dass hier jemand wirklich Humor hat und interessierte Gäste können sich dank historischer Chroniken in die Geschichte von Saarlouis einlesen.

Das Hotel schmücken Bilder aus der Kunstsammlung von Günther Wagner

Eingerichtet von der Hamburger Interiordesignerin Conni Kotte, genau wie die restlichen Aufenthaltsräume und die nach ihr benannte Conni Kotte-Suite, zieht sich auch hier in der Bibliothek die Handschrift der Designerin durch das Raumkonzept: Mintfarbene Samtsessel, petrolfarbene Bücherregale und pinke Akzente. Außerdem kleine, augenzwinkernde Details, die sich auch im Rest des Hauses wiederfinden und aus der privaten Kunstsammlung von Günter Wagner selbst stammen: Auf dem Kaminsims steht ein Bild, das sich nur als „Mickey Mouse in Plüsch“ beschreiben lässt, im Gang vor der Bibliothek hängt ein großformatiges Gemälde einer Barszene, auf dem ein echter 10-Mark-Schein klebt. In der Ratatouille-Suite ein paar Stockwerke höher findet sich ein kleines Mauseloch, aus dem die Ratte Rémi winkt. Mir scheint: Luxus ist hier keine ernste Angelegenheit – und gerade diese Leichtigkeit macht den Wohlfühlfaktor des Hauses aus.


Direkt neben der Bibliothek befindet sich die LOUIS bar, die während unseres Aufenthaltes leider geschlossen ist. Stattdessen verbringen wir unseren Abend im Pastis Bistro, wo die Weinauswahl ebenfalls hervorragend ist. Wir lassen uns den Fischburger mit Curry-Mayonnaise und knusprigen Pommes schmecken und fühlen das französische Savoir-Vivre des Bistros bis in die Haarspitzen.


Am Abreisetag kann ich mich kaum losreißen und schwärme noch auf der Heimfahrt vom Interior Design. Eines ist aber klar: die Mission „Inspiration tanken“ war ein voller Erfolg.

À bientôt, LA MAISON.

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